Lauterbrunnen in der Schweiz – warum du deinen Urlaub besser woanders verbringen solltest

Lauterbrunnen an einem schönnen Sommertag

Lauterbrunnen, das idyllische Schweizer Dorf inmitten imposanter Alpenlandschaften, hat in den letzten Jahren eine explosive Aufmerksamkeit auf Plattformen wie Instagram und TikTok erfahren. Millionenfach geklickte Videos zeigen Wasserfälle, grüne Täler und pittoreske Holzhäuser – scheinbar ein Traumziel. Doch dieser Traum hat eine Kehrseite: massiver Übertourismus, überforderte Infrastruktur und eine zerstörte Idylle.
In diesem Artikel erklären wir dir, warum du besser auf einen Besuch in Lauterbrunnen verzichten solltest – und welche wunderschönen Alternativen auf dich warten.


Warum ist Lauterbrunnen so bekannt geworden?

Jahr Ereignis / Trend Auswirkungen auf Lauterbrunnen
2015 Erste Viralität auf Instagram Anstieg der Touristenzahlen um 30%
2018 Influencer-Hype & Vlog-Welle weitere 45% Wachstum pro Jahr
2020 Corona und “Staycation”-Trend kurzzeitiger Rückgang
2021–2024 TikTok explodiert mit „Hidden Gems“ Besucherzahlen verdoppeln sich
2025 Lauterbrunnen unter Top 10 auf TikTok anhaltender Massentourismus
kein gesunder Trend

Bereits 2019 berichtete The Guardian von einem Anstieg der Übernachtungen um mehr als 70 % innerhalb von nur fünf Jahren.
Heute zählt das kleine Dorf mit nur 800 Einwohnern mehr als 1 Million Besucher jährlich (Quelle: Tourismusverband Jungfrau Region) – eine vollkommen unproportionale Belastung.


Die Probleme des Übertourismus in Lauterbrunnen

1. Infrastruktur am Limit

  • Parkplätze: Oft ab 9 Uhr morgens komplett ausgelastet. Staus im Tal.
  • Öffentliche Verkehrsmittel: Überfüllte Züge Richtung Jungfraujoch.
  • Wanderwege: Verstopft, besonders an den Staubbachfällen und zur Trümmelbachschlucht.

Laut einer Studie des Schweizer Bundesamtes für Umwelt (BAFU) beträgt die tägliche Belastungsgrenze im Lauterbrunnental maximal 3000 Besucher/Tag – regelmäßig wird diese um 200–300 % überschritten.

2. Zerstörung der Natur

  • Abkürzungen auf Wanderwegen zerstören sensible Alpenwiesen.
  • Müllproblematik: Trotz „Leave No Trace“-Kampagnen finden sich entlang beliebter Spots Müllreste.

3. Soziale Probleme für Einheimische

  • Mietpreise stiegen zwischen 2015 und 2024 um ca. 65 %.
  • Viele Einheimische berichten von einer „Vergletscherung“ des Dorfbilds: mehr Souvenirshops als lokale Betriebe.
  • Arbeitskräfteflucht: Immer mehr junge Menschen ziehen weg, weil sie sich das Leben im Tal nicht mehr leisten können.

Wie Lauterbrunnen früher war

Lauterbrunnen um 1920
Lauterbrunnen um 1920, Photo: Wikipedia

Noch bis Anfang der 2010er galt Lauterbrunnen als echter Geheimtipp. Die meisten Besucher kamen zum Wandern oder Bergsteigen und blieben respektvoll gegenüber Natur und Bewohnern.
Heute hingegen ist Lauterbrunnen ein Symbol für die negativen Folgen von Viralität im Tourismus geworden – ähnlich wie Venedig oder Dubrovnik.

Kurzer historischer Überblick:

  • 13. Jhdt.: Erste urkundliche Erwähnung als kleines Walserdorf.
  • 19. Jhdt.: Entdeckung durch englische Reisende, “Romantisierung” der Alpenlandschaft.
  • 1950er: Beginnender Alpentourismus – jedoch sehr maßvoll.
  • 2010er: Beginn der Influencer-Reisewelle.

Zahlen & Fakten zu Lauterbrunnen heute

Kategorie Zahl 2024
Einwohner ca. 800
Besucher pro Jahr über 1 Mio.
Hotels & Pensionen > 70
Durchschnittspreis Hotelnacht 180 CHF (ca. 185 EUR)
Müllaufkommen in der Hochsaison +200 % über normal
Verlorene Bauernhöfe seit 2010 > 30

Warum du deinen Urlaub lieber woanders verbringen solltest

  • Keine echte Ruhe: Selbst frühmorgens sind die bekanntesten Spots überfüllt.
  • Touristenfallen: Überhöhte Preise für einfache Dienstleistungen.
  • Gestörte Naturerlebnisse: Instagram-Hotspots statt authentischer Wanderungen.
  • Ethischer Tourismus: Mit deinem Reiseverhalten kannst du Regionen unterstützen, die nachhaltig mit Gästen umgehen.

Bessere Alternativen zu Lauterbrunnen

Statt die ohnehin überforderte Region weiter zu belasten, gibt es viele wunderbare Alternativen, die mindestens genauso schön sind – und echte Erholung bieten.

1. Urlaub am See Bled (Slowenien)

Einer der romantischsten Orte Europas, perfekt für Wanderer, Genießer und Familien.

  • Kristallklarer See mit kleiner Insel & Kirche.
  • Gute Infrastruktur, aber noch nicht überlaufen (besonders außerhalb Juli/August).
  • Mietpreise für Apartments ab 60 EUR/Nacht.
  • Ideal als Ausgangspunkt für Wanderungen im Triglav Nationalpark.
  • Wer wunderschöne Photos, Reels und Shorts für Instagram und TikTok haben will, ist hier auch richtig – Minus Massentourismus

=> Vier Tage am See Bled und ein Kaffee in Ljubljana

Ausblick vom Hotel bei meinem kurzen Urlaub am See Bled. Not bad 🙂

2. Das Val d’Anniviers in der Schweiz

Ein verstecktes Seitental im Wallis mit uralten Dörfern wie Grimentz oder Zinal.

  • Echter Alpencharme, kaum Touristenmassen.
  • Top für Wanderer und Naturliebhaber.
  • Günstiger als viele bekanntere Schweizer Orte.
  • Eher unbekannt, daher vielleicht das nächste Lauterbrunnen 🙂

3. Der Nationalpark Gesäuse (Österreich)

Wilde Schluchten, hohe Gipfel und authentische Berghütten – und das ohne Menschenmassen.

  • Europas unberührteste Bergwildnis.
  • Viel Platz, selbst in der Hauptsaison.
  • Sehr gutes Wegenetz und Naturerlebnis pur.

Alle Reisefroh Berichte und Ratgeber für Österreich


4. Vorarlberg am Bodensee (Österreich)

Der wahrscheinlich beste und vierte Tipp befindet sich zwischen der Schweiz, Deutschland und Tirol, vom Rheintal zur Schweiz begrenzt: das kleine alemannischsprachige Vorarlberg. Für jede Form von Tourismus, außer Massentourismus bestens geeignet, von München und Zürich oder Innsbruck jeweils 2 Stunden entfernt, bietet das Ländle Wandern, Schwimmen, Klettern, Atemberaubende Natur. Mit dem Bodensee ist das “Schwäbische Meer” ebenfalls einen Katzensprung entfernt

  • Alemannische Kultur ähnlich der Schweiz
  • Viel Platz, selbst in der Hauptsaison.
  • Skifahr-Paradiese wie Lech am Arlberg, Damüls, Warth-Schröcken, Walsertal, Montafon
  • Sehr gutes Wegenetz und Naturerlebnis pur
  • Bodensee, Bregenz, Lindau, St. Gallen

=> Entdecke Vorarlberg: Das verborgene Juwel Österreichs

Mach deinen Urlaub bewusster

Lauterbrunnen bleibt landschaftlich atemberaubend – aber seine Magie leidet massiv unter dem Übertourismus.
Indem du bewusster wählst, kannst du nicht nur deinen eigenen Urlaub verbessern, sondern auch einen kleinen Beitrag zum nachhaltigen Tourismus leisten.

Es gibt so viele unterschätzte Perlen in Europa, die auf deinen Besuch warten –

Budapest Sehenswürdigkeiten – die ungarische Donaumetropole

Die besten Campingplätze in Deutschland

Südtirol: Den alten Traditionen auf der Spur

… schreib uns auch gerne, wenn du eine Reisebericht über einen schönen Ort hast. Gerne Veröffentlichen wir ihn auf Reisefroh.de.
info[at]reisefroh.de


FAQ – Häufige Fragen zu Lauterbrunnen und Übertourismus

Warum ist Lauterbrunnen so beliebt geworden?
Vor allem durch soziale Medien wie Instagram und TikTok, wo spektakuläre Bilder viral gingen.

Wann ist die beste Zeit für einen ruhigeren Besuch?
Unter der Woche im November oder März – allerdings ist dann das Wetter unbeständiger.

Kann ich in Lauterbrunnen Urlaub machen?
Genau davon raten wir ab. Lauterbrunnen ist überlastet und sollte nicht mehr besucht werden.

Was ist so besonders an Lauterbrunnen?
Eigentlich nichts. Strenggenommen. Es handelt sich dabei wie bei der Gemeinde Hallstatt in Österreich einfach nur um einen Hype. Klar ist das Bild idyllisch – es gibt aber in den Alpen zahlreiche ähnliche Orte. Die Schönheit der Alpen verzaubert Touristen einfach, und Lauterbrunnen hat den Hype besonders zu spüren gekriet.

Wie belastet Übertourismus ein kleines Dorf?
Durch Überfüllung, steigende Lebenshaltungskosten, Naturzerstörung und soziale Probleme für die Einheimischen.

Was ist eine Alternative zu Lauterbrunnen?
Es gibt in den Alpen viele ähnliche Orte. Siehe weiter oben im Artikel. Der See Bled in Slovenien, der Mondsee in Salzburg, der Gesäuse Nationalpark, Vorarlberg.


Quellen:





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