„Nepal? Ist das nicht gefährlich?„ Eher früher als später taucht diese Frage auf, wenn ich mit Leuten über das kleine Land im Himalaya spreche. „Ja“ sage ich dann und muss dabei, zumindest innerlich, lächeln. Jeder der das erste Mal nach Nepal fährt läuft nämlich Gefahr sich mit dem unheilbaren Nepal-Virus zu infizieren!
Die ersten Symptome machen sich oft schon wenige Wochen nach der Rückkehr bemerkbar. Eine innere Unruhe und der immer stärker werdende Wunsch wieder in dieses faszinierende Land zu reisen breitet sich aus. Solange bis der nächste Flug nach Kathmandu gebucht ist. Mich hat es schon 1997 erwischt, seither bin ich achtzehn mal rückfällig geworden…
Wer das ein paar mal erlebt hat, die großen Highlights wie den Everest Base Camp Trek, den wunderschönen Annapurna Circuit, wer grandiose Aussichten vom Kala Patthar oder Gokyo Ri genossen hat, den Thorung-La überquert und im Amphitheater des Annapurna Base Camp gesessen hat, wird irgendwann vor der Frage stehen was nun? Eine Antwort könnte der wenig überlaufene Tamang Heritage Trail liefern.
Alle wichtigen Infos dazu sowie eine detaillierte Routenbeschreibung um den spannenden Trek auf eigene Faust machen zu können findest Du hier! 🙂
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Inhaltsverzeichnis
Nepal abseits des Massentourismus: Auf stillen Pfaden
In meinem Buch Unter Gebetsfahnen, Trekking & Reiseerlebnisse in Nepal widme ich ein ganzes Kapitel „Stillen Pfaden“ wie ich sie nenne.
Wege abseits der populären Routen, manchmal nur wenige Kilometer Luftlinie, manchmal auch nur Abstecher oder Umwege, aber immer ursprünglicher, unberührter vom Tourismus, der mit fast einer Million Besucher in 2017 einen neuen Rekord verzeichnet.
Wunderschöne Aussichten während der Trekkingtour auf den Langtang Lirung mit 7.234m.
Tamang Heritage Trail: Der vollständige Trekking-Guide
Wichtige Infos auf einen Blick
Schwierigkeitsgrad: | Je nach Etappe leicht bis mittel |
Dauer: | 6 bis 7 Tage (ohne zusätzliche Varianten, wie z.B. Langtang Trek oder Gosainkund) |
Maximale Höhe: | 3.165m Übernachtung in Nagthali / 3.680m Aussichtspunkt Taruche Kharka |
Unterkunft: | Einfache Lodges / Homestays |
Verpflegung: | Lodges auf dem Trek mit kleinen Restaurants |
Beste Reisezeit: | März bis April sowie Oktober bis November |
Ausgangs- und Endpunkt: | Syabru Besi auf 1.450m (ggf. Dhunche bei Verlängerung Langtang oder Gosainkund) |
Bevor wir auf die Routenbeschreibung im Detail eingehen, findest Du hier kurz und knapp das Höhenprofil des Tamang Heritage Trail (kurz THT) sowie eine Übersichtskarte:
Die Strecke führt Dich von Kathmandu nach Syabru Besi und über die Siedlungen Gatlang, Tatopani, Nagthali, Timure und Briddim.
Von dort kannst Du entweder zurück zum Ausgangspunkt oder über die Ortschaften Rimche, Thulo Syabru und Sing Gompa nach Dhunche, von wo aus regelmäßige Busse Dich zurück nach Kathmandu bringen können.
Wenn Du Zeit und Lust hast kannst Du Dich zusätzlich zum Tamang Heritage Trail (~ 45km) noch für weitere Treks östlich ins Langtang Valley (~ 65km) oder südlich zu den Gosainkund Seen (~ 45km) und weiter zum Helambu Trek (~ 60km) entscheiden. Farben siehe Karte:
Die zwei Ortschaften Syapru Besi und Dhunche sind die Ausgangs- und Endpunkte für die meisten Treks in der Langtang Region.
Erforderliche Genehmigungen
Nur Tamang Trail
Für die Wanderung benötigst Du eine Genehmigung, das sog. Trekking Permit. Alle Infos dazu sowie zur Beantragung findest Du bei der Trekking Agencies‘ Association of Nepal (TAAN) unter folgendem Link: http://www.taan.org.np/pages/trekking-permit-fees
Permit für Rasuwa district: Tamang Heritage Trail, Thuman and Timure. Die Kosten belaufen sich auf 10 USD pro Person pro Woche und gelten offiziell nur für Gruppen! Allerdings gilt man schon ab 2 Personen als Gruppe und auch Solo-Trekker können vermutlich ein Permit erhalten wenn sie die zusätzlichen 10 USD für eine fiktive 2. Person entrichten… 😉
Übrigens: Du kannst den Trek ohne Probleme auf eigene Faust unternehmen, ein Guide ist nicht vorgeschrieben.
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Tamang Trail + Langtang Treks
Solltest Du zusätzlich zum Tamang Trek noch ins Langtang Valley, Helambu oder zu den Gosainkund Seen wandern wollen, benötigst Du die TIMS Karte, eine seit 2008 verpflichtend eingeführte Registrierung auch für Individualtrekker. Zu kaufen gibt es die TIMS im Nepal Tourism Board (NTB) in Kathmandu. Je nach Besucherzahl dauert die Beantragung 1 bis 2 Stunden und Du benötigst neben zwei Passbildern für die Ausstellung auch eine Kopie des Reisepasses.
TIMS = Trekkers Information Management System – Kosten: 2.000 NPR (~ 16€).
Es fallen Kosten für den Eintritt in den Langtang-Nationalpark an: Die Eintrittsgebühr zum Langtang kostet 3.390 NPR (~ 27€). Du kannst sie entweder direkt beim Kauf der TIMS bezahlen oder am Eingang des Nationalparks. Der Preis ist der gleiche. Auch hier sind wieder zwei Passbilder notwendig.
Update 12/2018: Scheinbar ist für die Treks Tamang, Helambu und Gosainkund keine TIMS mehr erforderlich (siehe Kommentare unten). Allerdings benötigst Du weiterhin den Permit für den Nationalpark, den Du z.B. im Dorf Dhunche bekommen kannst.
Solltest Du aktuelle Infos dazu haben, freuen wir uns über Deinen Beitrag in den Kommentaren! 🙂
Kartenmaterial, Wanderkarten
Die Auswahl an Wanderkarten für die Langtang Region ist groß, allerdings beinhalten nicht alle Karten auch den Tamang Trail…
Solltest Dich Deine Wanderung in erster Linie ins Langtang, Gosainkund oder Helambu führen, so empfehle ich Dir die aktualisierte Trekkingkarte vom Himalaya Map House (Maßstab 1:50:000, Auflage 2018, Preis:
). Ein interessanter deutschsprachiger Wanderführer der den Tamang Trail im Detail behandelt ist das OutdoorHandbuch (Auflage 2016, Preis:Eine weitere Ressource bietet der englischsprachige Trekking Guide to Ganesh Himal im Taschenbuch-Format, inklusive Tamang Heritage Trail (Auflage 2014, Preis:
Passend dazu gibt es die ebenfalls englischen Karten Ganesh Himal (Maßstab 1:100.000, Auflage 2013, Preis:
Gut zu wissen: Geschichte, Kultur & Hintergrundwissen
Der Tamang Heritage Trail liegt im Distrikt Rasuwa, einem von 75 Distrikten in der alten Verwaltungsordnung in Nepal. Er liegt in der Verwaltungszone Bagmati und umfasst auch weite Teile des Langtang Nationalparks.
Der Name soll aus dem tibetischen abgeleitet sein: „Ra“ für ‚Schaf’ und „Sowa“ für ‚grasen, weiden’, also ‚Schafsweide’.
Bild links: Steintafeln mit dem Kala Chakra (Rad des Lebens) und Dharma Chakra (Rad der Lehre), Bild rechts: Ein verwitterter Chörten.
Die offizielle Freigabe des Treks für Ausländer im Jahr 2004 war noch nicht lange her, da gab es die ersten Berichte über den Aufbau einer bescheidenen touristischen Infrastruktur. Einfache Lodges und die Möglichkeit in Homestays, also bei Familien zu übernachten, machen seitdem Zelt und Küchenausrüstung überflüssig.
Ein weiterer Ansporn für eine Reise dorthin ist die tibetische Kultur im Siedlungsgebiet der Tamang. Die Volksgruppe der Tamang bildet eine der vielen ethnischen Gruppen in Nepal und ist mit ca. fünf Prozent Bevölkerungsanteil den Sherpas und Newari, den Ureinwohnern im Kathmandutal, ebenbürtig. „Tamang“ bedeutet auf tibetisch ‚Pferdehändler’. Sie sind ethnisch enge Verwandte der Sherpas und wie sie tibeto-birmanischen Ursprungs.
Im Gegensatz zu den Sherpas (= ‚Ostmenschen’ oder ‚Volk aus dem Osten’) nennen sich die Tamang auch „Nuppa“ (= Westmenschen). Der Fluss Bothe Koshi ist geografisch die Trennung zwischen Ost und West. Genügend spannender Gründe also, den „Tamang Heritage Trail“ zu erkunden. 🙂
Ein weiterer Punkt ist die einfache Anreise mit Bus oder Jeep aus Kathmandu. Heute ist Rasuwaghadhi der einzige Straßenübergang von Nepal nach Tibet. Die Eröffnung erfolgte im Frühjahr 2018, nachdem der Friendship-Highway mit der Freundschaftsbrücke am ehemaligen Übergang Kodari/Zangmu seit dem verheerenden Erdbeben 2015 noch immer geschlossen ist.
In Zukunft dürfte die Region noch aufgewertet werden, da die bislang unzureichende Piste für den Fernverkehr ausgebaut werden soll. Wie immer in Nepal gilt auch hier: Gut Ding braucht Weile! 😀
Tamang Heritage Trail: Die Route im Detail
1. Tag: Anreise von Kathmandu nach Syabru Besi (1.450m)
Tipps für die Anreise: Mit dem „local Bus“ kannst Du den Ausgangspunkt des Treks – Syabru Besi – für ca. 400 bis 500 NPR (~ 4€) in einer abenteuerlichen Fahrt und mit plärrender Bollywood-Musik von Kathmandu aus erreichen. 🙂
Die Busse fahren zwischen 7 und 9 Uhr morgens von der Haltestelle Macha Pokhari im Nordwesten der Stadt ab. Die Haltestelle lässt sich übrigens mit einem Taxi von Thamel aus in ca. 30 Minuten erreichen, Kosten ca. 350 NPR (~ 3€).
Es lohnt sich die Fahrkarten einen Tag im Voraus am kleinen Schalter (direkt bei der Haltestelle) zu kaufen! Du solltest für die Fahrt etwas Verpflegung und Wasser mitnehmen, es wird auch eine Pause fürs Mittagessen auf dem Weg eingelegt.
Touristenbusse oder Jeeps bieten für die Strecke mehr Komfort und kürzere Reisezeiten, allerdings für deutlich höhere Preise.
Syabru Besi liegt knapp 50 Km Luftlinie nördlich der Hauptstadt, etwa 130 Straßenkilometer und 7 bis 8 Stunden Fahrzeit entfernt. Von Nachtfahrten rate ich Dir dringend ab!
2. Tag: Syabru Besi (1.450m) nach Gatlang (2.240m)
Direkt von Syabru Besi aus führt westlich ein steiler Pfad durch Terrassenfelder bergauf. Ein bequemerer, aber längerer Weg würde in weiten Serpentinen über eine staubige Piste führen, die wir zwischendurch mal überqueren, und die im kleinen Weiler Ronga Bhanjyang nach fast sechshundert Höhenmetern Anstieg mit unserem Pfad wieder zusammentrifft.
Unterwegs bekommen wir einen Einblick wie unendlich mühsam die Bewirtschaftung der terrassierten Steilhänge in Nepal ist. Mit Zugochsen und einem Holzpflug müht sich ein Bauer, einen schmalen Terrassenstreifen zu pflügen. Archaische Methoden und spärliche Erträge prägen die harten Lebensumstände.
Während einer Pause in Ronga Bhanjyang bewundern wir zum ersten Mal die Trachten der traditionell gekleideten Dorfbewohner. Einzigartig die Kopfbedeckung der Frauen, ein mit bunten Blumenmotiven bestickter Filzhut ohne Krempe. Die Hirten tragen noch das Khukri, ein großes Messer im Gürtel, Werkzeug und Waffe zugleich.
Bekannt wurde das gekrümmte Messer als gefürchtete Nahkampfwaffe der britischen und indischen Gurkha-Regimenter. Die klassische mit Büffelleder ummantelte Holzscheide enthält meist auch noch ein kleines Beimesser und einen Wetzstahl.
Nach einer schönen Wanderung durch Bergwald treffen wir am frühen Nachmittag im schmucken Reihendorf Gatlang ein – unser Ziel für heute. Die Giebelwände der Häuser sind aus behauenem Naturstein gemauert, der Rest besteht aus Holz. Schindeldächer, mit Steinen beschwert, vermitteln fast alpenländischen Charakter, wären da nicht die bunten Fenstergewänder, kunstvoll geschnitzt, mit buddhistischen Symbolen versehen.
Aufschriften wie „Happy Losar“ zeigen uns, dass wir im tibetischen Kulturkreis sind. Losar ist das tibetische Neujahrsfest, das zum Neumond des ersten Frühlingsmonats im Lunisolarkalender gefeiert wird.
Wir übernachten in der Community-Lodge, eine Art Dorfgemeinschaftshaus, das von den Bewohnern Gatlangs gemeinsam betrieben wird (falls nicht mehr verfügbar oder geschlossen empfiehlt sich der Homestay Parpati Kunda). Der Besuch spricht sich schnell herum, und für die Kinder des Dorfes sind wir die Attraktion des Tages. Außer uns sind noch ein paar nepalesische Studenten anwesend, die eine Art Dorfpraktikum absolvieren.
Unser Zimmer ist geräumig und mit einer großen Schaumstoffmatratze eingerichtet. Das hat den Vorteil, dass wir unsere Schlafgelegenheit ohne großen Aufwand da platzieren können, wo es gerade nicht durchs Dach regnet. Wir haben alles, was wir brauchen. 🙂
Tipp: Wer zeitig da ist kann noch einen Ausflug zum Parvati Kunda See in Betracht ziehen. Gehzeit etwa 45 Min.
3. Tag: Gatlang (2.240m) nach Tatopani (2.600m)
In Dunst und Nebelschwaden des abziehenden Regens wandern wir durch satt-grüne Reisfelder, entlang verwitterter Chörten und Manimauern bergab nach Chilime. Dort finden wir gerade noch rechtzeitig Unterschlupf vor dem nächsten Wolkenbruch. Der Raum ist so niedrig, dass ich nicht aufrecht stehen kann, aber er bietet uns Schutz vor dem Regen.
Vor uns liegt nun ein langer Anstieg, 450 Höhenmeter sind es nach Tatopani. Der Regen hat sich endgültig verzogen. Als wir in Tatopani eintreffen, sind es auch keine Nebelschwaden, die wir sehen, sondern Wasserdampf aus heißen Quellen, die hier mehrere gemauerte Bassins speisen. Der Name des Dorfes sagt es: „Tatopani“ bedeutet ‚heißes Wasser’.
Den heißen Quellen wird auch heilende Wirkung zugeschrieben, und so kommen auch viele Einheimische, manche mehrere Tagesmärsche weit, hierher, um zu baden. Auch diese heißen Quellen wurden leider ein Opfer des Erdbebens und sind seit 2015 verschüttet…
4. Tag: Tatopani (2.600m) nach Nagthali (3.165m)
Dominierende Figuren waren eine Statue des historischen Buddha Shakyamuni und natürlich Padmasambhava, der Lotusgeborene, der als Begründer des tibetischen Buddhismus nicht fehlen darf.
In Nagthali, jenseits der 3.000m-Grenze, erwarten uns nicht nur Aussichten auf die schneebedeckten Siebentausender Langtang (7.205m) und Langtang Lirung (7.234m), sondern auch eindrucksvolle Blicke bis nach Tibet.
Direkt am Weg bietet eine Lodge Unterkunft und Essen, und wenige hundert Meter weiter bergauf, eine Zweite.
5. Tag: Nagthali (3.165m) nach Timure (1.760m)
Tipp: Bei gutem Wetter lohnt sich am frühen Morgen ein Ausflug zum Aussichtspunkt Taruche Kharka (3.680 m) – ca. 1 Stunde Aufstieg. Je nach individuellem Zeitbedarf und Verweildauer kann man dann eine Übernachtung in Thuman in Betracht ziehen.
Uns ist das Wetter am Morgen nicht hold, die Berge sind verhangen, also machen wir uns gleich auf den Weg und treffen noch vormittags in Thuman, einem schönen Reihendorf ein. Dort entschließen wir uns kurzerhand, noch bis Timure weiter zu gehen.
Tipp: Inzwischen sind Straße und Grenzübergang in Rasuwaghadhi fertig gestellt und seit Frühsommer 2018 auch für Touristen geöffnet.
Wir finden einige Bauarbeiter, die uns passieren lassen, und so kommen wir weiter talaufwärts bis Timure. In der Lodge sind wir wieder einmal die einzigen Gäste.
Leider wird uns dann am nächsten Tag der Abstecher nach Rasuwaghadhi und an die Grenze verwehrt. Die Bauarbeiten werden als Begründung angeführt. Uns ist aber auch bewusst, dass China wohl keine westlichen Touristen so nahe an der Grenze haben will, zumal ein kleiner Grenzverkehr nach Aussage Einheimischer möglich sein soll. Kontakte mit westlichen Touristen sind nicht erwünscht…
Faszinierender Ausblick auf das Gebirgsmassiv Ganesh Himal mit dem Yangra Kangri (7.422m).
6. Tag: Timure (1.760m) nach Briddhim (2.230m)
Als wir den Rückweg antreten, werden wir unverhofft Zeugen einer Hochzeit im Ort. Die Hochzeitsgesellschaft ist in ihren Festgewändern durch das Dorf unterwegs. Vorneweg eine Abordnung mit religiösen Symbolen.
Ein Mandala geschmückt mit einem Gebetsschal, ein Weihrauchkessel wird feierlich geschwenkt, ein Tablett mit Butter und der Brautvater mit der Braut auf dem Rücken.
Sorgfältig unter einer Decke verhüllt wird sie, dem Brauch entsprechend, ins Haus des Bräutigams getragen. Kinder versperren den Weg mit Katas (Segensschals), um ähnlich wie bei uns Süßigkeiten oder Geldmünzen zu ergattern. Am Ende der Prozession staunen wir, wie viele Leute im Haus des Bräutigams Platz finden. 🙂
Tipp zur Abreise: Zum Ausgangspunkt Syabru Besi ist es nun entlang des Bothe Koshi nur noch ein Tagesmarsch. Wer also zeitlich eingeschränkt ist kann bereits nach Syabru Besi trekken und am siebten bzw. achten Tag wieder in Kathmandu sein.
Unser Ziel ist allerdings Briddhim, um von dort aus über Rimche in das Langtangtal zu gelangen.
Unser Aufenthalt dort wird durch eine Einladung zu einer Puja, einer religiösen Zeremonie, im Nachbarhaus unserer Lodge bereichert. Der Lama, der die Puja zelebriert, ist bereits anwesend. Der unvermeidliche Chang (Hirsebier) steht genauso bereit wie die heiligen Bücher, aus denen der Priester rezitiert. Wir sitzen im Hintergrund. Ohne den Wortlaut zu verstehen, spüren wir die Spiritualität der Andacht.
Ganz uneigennützig scheint dann die Einladung doch nicht zu sein. Im Anschluss werden wir bei Tee und Gebäck von den anwesenden Frauen mit Angeboten von Schmuck und Handarbeiten überhäuft. Solche Chancen für ein kleines Zubrot sind dünn gesät und müssen einfallsreich genutzt werden. 🙂
Tamang Heritage Trail: Die besten Varianten
Einer der Vorzüge des Tamang Heritage Trails ist die Möglichkeit zu kombinieren und zu variieren. Die besten Optionen für Dich im Überblick:
Option 1: Gosainkund Trek
Wie bereits beschrieben kann man von Timure, oder auch schon von Thuman, an einem Tag zurück zum Ausgangspunkt Syabru Besi wandern und das kurze Trekking beenden. Von dort aus ist ein weiterer Aufstieg über Thulo Syapru und Laurebina nach Gosainkund, zu den heiligen Seen möglich.
Mehr Infos dazu findest Du im ausführlichen Beitrag Gosainkund Seen.
Option 2: Langtang Trek
Eine weitere Möglichkeit ist der Übergang ins Langtang Tal mit der Verlängerung des Treks bis Kyanjin Gompa und der Möglichkeit den Tserko Ri (4.984m) zu besteigen. In diesem Fall würdest Du am 7. Tag statt nach Rimche noch etwas weiter bis ins Dorf Lama Hotel (2.410m) gehen. Noch eine weitere Nacht in Langtang und dann erreichst Du Kyanjin Gompa.
Hinweis: Der Auf- und Abstieg zum Tserko Ri ist tagesfüllend! 🙂
Option 3: Helambu Trek
Wer viel Zeit hat, kann die Bausteine Tamang Heritage Trail + Langtang-Tal + Gosainkunda mit der Überschreitung des Laurebina La (‚La’=Pass, auf stolzen 4.610m) verbinden. Ab Gosainkund kannst Du dann in 5 bis 6 Tagen durch das Helambu, bis Sundarijail, vor den Toren Kathmandus wandern.
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt dass aus dem oberen Langtangtal ein weiterer, anspruchsvoller Pass, der Ganja-La (5.122m), Richtung Kathmandu und in die südlichen Vorgebirge führt. Dazu ist aber Zeltausrüstung und Autonomie für einige Tage erforderlich…
Lesetipp: Bist Du noch auf der Suche nach dem perfekten ultraleichten Zelt für Dein nächstes Abenteuer? Hier mein Tipp – das Modell Vaude Power Lizard im Test.
Spektakulärer Blick nach Tibet.
Erdbeben 2015
Das Langtang-Tal sowie Helambu war von den Erdbeben 2015 schwer betroffen. Unter anderem ist der alte Ort Langtang komplett verschüttet. Nur ein paar weiße Gebetsfahnen markieren den Standort. Inzwischen wurden Wege, Brücken und auch Häuser und Lodges, mit enormer Unterstützung des Deutschen Alpenvereins (DAV) wieder aufgebaut, sodass Trekking kein Problem darstellt sondern im Gegenteil eine gute Unterstützung beim Wiederaufbau zerstörter Existenzen ist.
Schwierigkeitsgrad, Übernachtung & Essen
Alle Wege sind für trittsichere Wanderer zu begehen. Gemeint ist sicheres Gehen in unebenem Gelände, stellenweise schmale Pfade, unregelmäßige Natursteintreppen, keine exponierten, ausgesetzten Stellen… Ab ca. 2.500m Seehöhe solltest Du auf Symptome der Höhenkrankheit achten. Die Logdes/Homestays sind einfach und sauber, ein Schlafsack empfehlenswert (Lesetipp: hier geht’s zum Schlafsack Test).
Das Essen ist landestypisch, Dal Bhat (Reis und Linsen) mit Gemüsecurry, Nudelgerichte, Kartoffeln und Gemüse. Alle Infos zur nepalesischen Küche findest Du hier: Nepalesisches Essen – Top 6 Gerichte.
Beste Reisezeit
Die beste Reisezeit für diese Wanderung ist im Frühjahr mit den Monaten März und April sowie im Herbst mit den Monaten Oktober/November. Tendenziell ist die Luft und damit die Sicht im Herbst je später je klarer, aber auch immer kälter! Im Frühjahr umgekehrt. 🙂
Detaillierte Informationen dazu findest du hier: Nepal Reisezeit – Klima, Wetter & Temperaturen.
▶ Auf Zeitangaben bzw. Gehzeiten zu den einzelnen Etappen habe ich bewusst verzichtet, da diese individuell sehr unterschiedlich ausfallen.
Über den Autor
Seit 20 Jahren zieht es ihn immer wieder nach Nepal und in die Berge des Himalaya. Zu Fuß von Nepal nach Tibet, zum Götterthron Kailash, über Ostnepal zur Teestadt Darjeeling und zum Kanchendzönga oder in die einzigartige Kultur Bhutans, immer ist Nepal gleichsam ein Scharnier und Basislager auch für Unternehmungen in den umliegenden Himalayaländern.
Es ist kein klassischer Reiseführer, eher ein Reiseverführer betont er und auf jeden Fall ein Buch, dass das Herz der Vorfreude höher schlagen lässt, fügen wir hinzu! 🙂
Preis:
| Taschenbuch, 240 Seiten | ISBN: 978-3-7431-9529-5
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- Einen guten Schlafsack für die Berge zu finden ist gar nicht so leicht. Worauf Du beim Kauf achten solltest erfährst Du hier: Schlafsack Kaufberatung | Daunenschlafsäcke | Hüttenschlafsäcke. Alle Tipps zur Wasseraufbereitung in der Natur findest Du übrigens in diesem Beitrag: Wasserfilter Outdoor.
Hier findest Du noch viele weitere Infos & Artikel zu diesem faszinierenden Land:
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