Wir waren sieben Nächte unterwegs in Westserbien und nutzten drei Tage im modernen Skiort Zlatibor sowie vier Tage im zuletzt sehr ruhigen Tara Nationalpark – eingebettet in das Grenzgebiet zur Republika Srpska (Bosnien) und Richtung Montenegro.
Inhaltsverzeichnis
Aufenthalt in Zlatibor (ca. 3 Nächte)
Anreise & erster Eindruck

Nach unserer Anreise erreichten wir Zlatibor – ein Berg- und Ferienort, der als Wintersportziel große Bedeutung hat, im Spätsommer aber ebenfalls gut besucht ist. Die Stadt selbst ist eher modern: Neubauten, Hotels, touristische Infrastruktur – ein klassischer Skiort im Sommerbetrieb. Der Name leitet sich von der dort vorkommenden „goldenen Kiefer“ ab (“zlatibor” = goldener Kieferwald) und verweist auf die Naturgeschichte der Gegend.

Wir wohnten in einem modernen Zimmer mit Spa-Zugang für etwa 40 € pro Nacht – für serbische Verhältnisse ein sehr fairer Preis. Der Ort bietet den Komfort und die Infrastruktur eines Ferienorts ohne viel historischen Altstadtkern – wer Ruhe und Tradition sucht, findet beides eher am Rand.

Tagesausflüge & Umgebung
Wir nutzten die Zeit, um zu erkunden:
- Ein Ausflug zum Gipfel Tornik (1 496 m) – mit der Seilbahn („Gold Gondola“) erreichbar – war Pflicht. Oben gibt es ein Café, im Winter vermutlich viel Betrieb, im Spätsommer angenehme Atmosphäre.


- In der Umgebung sahen wir authentische kleine Siedlungen mit alten Kirchen, also eine landschaftlich und kulturell reizvolle Umgebung jenseits des Hauptortes.

- Weitere Sehenswürdigkeiten, die wir zusätzlich recherchierten und die sich lohnen: das Freilichtmuseum Ethno Village Sirogojno (ca. 26 km entfernt) mit originalen Holz-Häusern & traditionellem Dorfleben.

- Und auch die Höhle Stopića Höhle bei Sirogojno – für Naturinteressierte ein schöner Abstecher.

Fazit Zlatibor
Zlatibor war für uns der perfekte Einstieg: Gute Infrastruktur, moderner Standard, komfortables Zimmer – und dennoch: Die Umgebung bietet Natur und Kultur-Abwechslung. Wer jedoch vor allem Ruhe, Natur und wenig touristischen Trubel will, dem sei im Anschluss der Aufenthalt im Tara-Nationalpark empfohlen.
Als Zwischenziel hatten wir Emir Kusturicas “Serbenkitsch” Dorf Mećavnik aus Kuriosität ausgewählt. Ein Besuch muss wirklich nicht sein: alles künstlich, unendlich kitschig und nationalistisch, es begegnen einem zahlreiche Touristengruppen.

Aufenthalt im Tara Nationalpark (ca. 4 Nächte)

Anreise in den Park & Unterkunft

Nach Zlatibor setzten wir unsere Fahrt Richtung Westen fort und gelangten in den Tara-Nationalpark. Die Anreise war wirksam: Viele Wald- und Bergstraßen, ohne großen Komfort – dafür mit starken Natur-Eindrücken. Es gilt: Je tiefer man in den Park fährt, desto mehr abseits des Stromnetzes der üblichen Tourismus-Routen ist man.

Unsere Unterkunft: eine Datscha mitten im Parkgebiet – 40 €/Nacht. Für Ende September in Serbien nicht wirklich günstig, aber: Wir erhielten gratis selbstgebrannten Raki und Zwetschgenschnaps, Gemüse (Tomaten, Gurken) direkt aus dem Garten – und das beste Trinkwasser direkt aus der Leitung (selbstverständlich in einem Nationalpark mit vielen Quellen).
Ein echtes Erlebnis: In der Nacht blickten wir in einen beeindruckenden Sternenhimmel – absolut lichtfrei, weil kaum Siedlungen oder Straßenbeleuchtung in der Nähe.

Alltag im Park – Einkauf & Infrastruktur
Vor unserem Einzug in die Unterkunft haben wir in der Grenzstadt Bajina Bašta (nahe Bosnien/Republika Srpska) sämtliche Einkäufe erledigt – denn im Park selbst gibt es kaum Läden oder Supermärkte. Wie gewohnt in Serbien war das Preisniveau sehr günstig. Unsere Einkaufstabelle (ca.):
| Produkt | Preis (ca.) |
|---|---|
| Tomaten | ~ 1,20 €/kg |
| Paprika | ~ 1,40 €/kg |
| Gurken | ~ 1,30 €/kg |
| Kartoffeln | ~ 0,60 €/kg |
| Brot (Laib) | ~ 1,00 € |
| Bier (Dose) | ~ 1,00 € |
| Käse | ~ 13,00 €/kg |
Die Straßen im Park sind zwar vorhanden, aber oft in eher schlechtem Zustand: Waldwege, Schlaglöcher, Begrenzung oft nicht klar. Daher unbedingt planen: Fahrzeug in gutem Zustand, genügend Zeit einplanen, Vorräte mitbringen.
Sehenswürdigkeiten im Park & Umgebung
Während unseres Aufenthalts machten wir kleinere und größere Ausflüge im und um den Park. Ergänzend zu unseren eigenen Eindrücken hier einige Highlights:
- Der berühmte Aussichtspunkt Banjska Stena: Eine vielseitige Plattform mit spektakulärem Blick über den Canyon der Drina Fluss.
- Der See Zaovine See – ein künstlicher See auf den Hängen des Tara-Gebirges, häufig als „Juwel des Tara“ bezeichnet.
- Das Kloster Rača‑Kloster, gegründet im 13. Jahrhundert, eingebettet in Wald und Berglandschaft – ein ruhiger Moment fernab der Straßen.
- Weitere Aussichtspunkte wie Zelenika‑Aussichtspunkt oder Bilješka Stena – teils direkt am Weg, teils über Schotterpisten erreichbar.
Wir persönlich waren besonders an jenem Aussichtspunkt, von dem man auf den sternförmig verzweigten See hinabblickt, begeistert – der Weg über verwinkelte Straßen und Waldwege war lang, aber die Aussicht machte alles wett.

Natur, Tierwelt & Ruhe
Die Natur im Tara-Nationalpark ist sehr unberührt. Der Park gehört zur Bergkette der Dinarischen Alpen und bietet dichte Wälder, tiefe Schluchten und eine vielfältige Fauna. Je höher wir kamen, desto karger wurde die Vegetation – das ist eben Gebirge. Dennoch: In niedrigeren Lagen lebendige Wälder, viele Quellen, klare Bäche und eine spürbare Ruhe.




Grenznähe, politische Hinweise & Verkehr
Da wir nahe der Grenze zur Republika Srpska (Bosnien) unterwegs waren, wurden wir mit einer eher belasteten Symbolik konfrontiert: zahlreiche Graffitis mit nationalistischen Parolen („Kosovo ist Serbien“), anti-bosniakische Parolen, russische Invasions-Symbole („Z“), serbische Flaggen und das serbische Kreuz mit den vier „C“. Das Symbol des Kreuzes mit den vier „C“ („С“, kyrillisch) steht für das Motto „Samo sloga Srbina spasava“ („Nur Einigkeit rettet die Serben“).
Die Grenzübergänge sind in dieser Region oft sehr offen – Das spiegelt die politische und ethnische Verflechtung vor Ort.
Verkehr & Autofahren:
Ein ernstzunehmender Hinweis: Das Fahren in dieser Region ist anspruchsvoll. Unsere Erfahrungen:
- Viele riskante Überholmanöver – selbst auf 60-km/h-Strecken wird mit 85 km/h gefahren.
- Straßen mit Steinschlag, Schlaglöchern, wenig Beleuchtung.
- Zahlreiche Gedenkstätten und Gräber am Straßenrand – Hinweis auf Verkehrsunfälle.
- Tipp: Lass dich überholen, wenn möglich. Fahre nicht extrem langsam, das provoziert hier. Achte auf Tiere, Steine, abrupt wechselnde Straßenverhältnisse.
- Im Zweifel: defensiv fahren, mehr Zeit einplanen.

Tag-für-Tag Überblick
Tag 1 im Park: Anreise durch den Wald, Einzug in die Datscha, erster Blick in den Sternenhimmel.
Tag 2: Morgens Gemüse- und Vorratseinkauf (in Bajina Bašta), dann Fahrt zu einem Aussichtspunkt (z. B. Banjska Stena) mit Waldwegen. Nachmittags Ruhe in der Unterkunft.
Tag 3: Ausflug zu Zaovine-See, evtl. kleine Wanderung im Wald, Rückfahrt über Waldstraßen. Abend: regionaler Schnaps und Gartenverpflegung.
Tag 4: Vorbereitung zur Weiterfahrt Richtung Montenegro – Grenzübergang, Zwischenhalt bei Aussichtsplattform Vidikovac Molitva oberhalb des Flusses, anschließend Grenzübergang nach Montenegro. Hinweis: Ein Passübergang war geschlossen – Umweg einberechnet.

Hinweis zur Weiterfahrt nach Montenegro
Wir hatten geplant, direkt über einen Pass nach Montenegro zu fahren – laut Google Maps machbar. Doch vor Ort war die Grenze geschlossen, wir mussten kehrt machen – etwa 1½ Stunden verlorene Zeit. Empfehlung: Nutze nur offizielle große Grenzübergänge, ansonsten riskiert man unnötigen Umweg. Der Halt auf der Plattform Vidikovac Molitva war allerdings lohnenswert.




Fazit
Unsere Reise – drei Tage Zlatibor, vier Tage Tara – war eine sehr gute Kombination: Comfort & Infrastruktur in Zlatibor, Ruhe & Natur im Tara-Nationalpark. Wenn du auf der Suche bist nach einem Urlaub mit wenig Masse, aber starker Natur und gleichzeitig einer spannenden Grenzregion – dann ist diese Gegend in Westserbien genau richtig.

Als nächstes stand Montenegro auf unserer Liste – wir verbrachten nach unserer späten Anreise 5 Tage im Gebirge in einer kleinen, sehr modernen Hütte mit Kamin (gar nicht so warm auf 1000 Metern) – Montenegro ist einfach nur atemberaubend schön. Hier unser Artikel.
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