Auch in diesem Jahr ist Rom wieder Epizentrum der touristischen Ströme aus aller Welt. Millionen Menschen folgen den typischen Touristenpfaden, die vom Kolosseum über die Piazza Navona bis hin zum Petersdom führen. Allein auf diesen Wegen fühlt sich dabei niemand. Viel mehr gleicht das Bild einer mit Menschen gefüllten Straße, durch welche man sich als Tourist drückt und schiebt. Insbesondere zur Hauptsaison können so schnell die Aspekte, wegen derer Rom eigentlich besucht wurde, schnell übersehen werden. Wer diesem Standard-Tourismus nicht folgen und sich abseits der üblichen Pfade bewegen will, der ist hier genau richtig.
Inhaltsverzeichnis
Highlights für den ganzen Tag
Wer das erste Mal in der Stadt ist, freut sich selbstverständlich auf die beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Rom. Die Metropole hat kulturell, architektonisch, geschichtlich, aber auch kulinarisch viel zu bieten. Jedoch ist speziell in der Hauptsaison der Andrang groß. Mehr als 15 Millionen Menschen aus allen Herren Ländern kommen Jahr für Jahr in die Hauptstadt Italiens. Schließlich beherbergt sie nicht nur sehr bedeutende Bauwerke, sondern ist zeitgleich die historische Hauptstadt des Römischen Reiches und des Kirchenstaats.
Heute leben mehr als 2,7 Millionen Einwohner in der Stadt am Tiber, die in der Zwischenzeit die größte Stadt Italiens ist. Entsprechend finden Urlauber in der “Ewigen Stadt” eine Vielzahl von Highlights. Zu diesen zählt ohne Zweifel das Kolosseum sowie die in der Nähe befindlichen Palatin-Hügel und das Forum Romanum. Mindestens ebenso nachvollziehbar ist es, den Petersdom, das Pantheon oder die Ostia Antica entdecken zu wollen. Wer sich jedoch nicht mit den Massen an Touristen durch die Straßen und Sehenswürdigkeiten drücken will, der darf sich einen der folgenden Tipps zum individuellen Erleben von Rom zu Herzen nehmen.
Campo Verano
Der Cimitero Comunale Monumentale Campo Verano ist der größte Friedhof, der sich innerhalb der Stadtgrenzen von Rom befindet. Im Studentenviertel San Lorenzo gelegen, kann auf diesem Areal entdeckt werden, wie prächtig Grabstätten aussehen können. Einst befand sich an dieser Stelle der Campo dei Verani. Entworfen und umgesetzt wurde der Friedhof von Giuseppe Valadier, der sich zwischen 1807 und 1812 dieser Aufgabe annahm. Im Zentrum des Campo Verano steht die Friedhofskapelle Capella di Santa Maria della Misericordia. Eingeweiht wurde sie 1860, nachdem der Architekt Virginio Vespigniani den Friedhof 1852 erweitert hatte. Denn Giuseppe Valadier plante ihn auf nur sechs quadratischen Feldern mit 384 Gräbern.
Seit 1895 gibt es ebenfalls einen Teil, der als jüdischer Friedhof bekannt ist. Angesiedelt ist er im Nordwesten und Touristen können diesen Bereich durch einen eigenen Eingang betreten. Ebenfalls findet sich am Campo Verano ein Abschnitt für protestantische Christen sowie ein Militärfriedhof. Auf Letzterem ist ferner ein Denkmal für die Opfer des Ersten Weltkriegs zu finden. Highlight für Besucher dürften zudem die Fresken und Skulpturen im Eingangsbereich sein.
Touristen kommen im Übrigen mit Busshuttles zum Campo Verano. Allerdings ist hier deutlich weniger los als auf vergleichbaren Friedhöfen, wie etwa dem Friedhof Père-Lachais in der französischen Hauptstadt. Blickfang sind viel mehr die imposanten Ruhestätten der diversen Familien. Zwar finden sich auch immer Besucher an den Gräbern von Film-Ikonen wie Roberto Rosselini oder Marcello Mastrioanni; sehenswerter sind jedoch die Gräbergalerie, Friedhofskapelle sowie die zahlreichen Skulpturen auf dem Gelände. Generell öffnet der Campo Verano schon früh. Es bleibt also viel Zeit, den Monumentalfriedhof ausgiebig zu erkunden.
Besonderer Tipp:
Wer in Rom ist, der wird sicherlich auch das eine oder andere Eis essen wollen. Auf der Suche werden Touristen unzählige Eisdielen finden, denn die Stadt am Tiber ist wahrlich voll von ihnen. Keine allerdings kommt an die der Familie Fassi heran. Sie gilt nicht nur unter Einheimischen, sondern ebenso unter Kennern der Stadt als eine der besten Eisdielen, die in Rom zu finden sind.
Bereits seit dem Jahr 1880 wird Eis von der Familie Fassi hergestellt. Das hat sie über die Jahre nicht nur zur bekanntesten Eis-Familie Roms gemacht, sondern ebenfalls gehört die Gelateria Fassi zu den ältesten Eisdielen, die es in Italien heute gibt. Im Vergleich mit den Produkten, die in den touristischen Hotspots gekauft werden können, schmeckt das Eis besser und ist zudem günstiger. Ein Abstecher zur Gelateria Fassi lohnt sich also allemal.
Porta Portese
Porta Portese ist der Name eines alten Stadttores in Rom. Es befindet sich am Ende der Via Portuense. Hier trifft es auf die Via Porta Portese, nicht weit vom Tiber entfernt. Erdacht und erbaut wurde es im Jahr 1644 von Vincenzo Maculani. Dieser erhielt den Auftrag zum Bau von Papst Urban VIII. Zu dieser Zeit befand sich ganz in der Nähe zum Porta Portese einer der wichtigsten Flusshäfen der Stadt, der Ripa Grande.
Das eigentliche Highlight aber ist der sonntägliche Flohmarkt, der am Porta Portese stattfindet. Dieser geht nur von 9 Uhr morgens bis 14 Uhr am frühen Nachmittag, jedoch ist er bei Einheimischen äußerst beliebt. Vor allem Schnäppchenjäger nutzen diesen wöchentlichen Treffpunkt, um sich am Markt allerlei schöne Sachen zu sichern. Besucher finden an den Ständen Kleidung, Spielzeug, Bücher, Möbel, Kunst, aber auch neuere Artikel jeder Art.
Besonders schön ist, dass sich der Porta Portese Flohmarkt nicht nur auf einem kurzen Stück erstreckt, sondern gleich mehrere Straßen umfasst. Dabei trennt sich das Angebot grob auf die unterschiedlichen Straßen auf. Etwa gibt es auf der Via Ippolito Nievo vorwiegend Secondhand-Möbel. Auf der Via Portuense hingegen freuen sich Touristen über ein breit gefächertes Angebot an Klamotten und wer eher Dinge für ein Motorrad oder Auto sucht, dürft auf der Via Clivio Portuense fündig werden.
Empfehlenswert ist, besonders früh auf den Flohmarkt zu kommen. Dann lassen sich die meisten Schnäppchen machen. Wer lieber verhandelt, sollte die frühen Nachmittagsstunden als Zeitpunkt wählen, den Porta Portese Flohmarkt zu besuchen. Denn kurz vor Schluss gibt es noch die besten Optionen, die Preise für das, was noch in der Auslage liegt, zu drücken. Wer abseits der typischen Touristenpfade Rom und seine Menschen entdecken will, ist auf dem Flohmarkt goldrichtig. Und mit etwas Glück werden die Mitbringsel aus dem Urlaub hier günstig eingekauft oder neue Freundschaften geschlossen.
La Parolaccia
Ein echtes Highlight bietet sich im Restaurant La Parolaccia. Aber Vorsicht: Hier geht es heiß her. Denn neben der typisch italienischen Küche gibt es ebenfalls verbal so einiges, dass das Dinner zu etwas Speziellem macht. “Das Schimpfwort”, wie das Restaurant La Parolaccia ins Deutsche übersetzt heißt, bietet abseits der kulinarischen Leckerbissen ebenfalls persönliche Beleidigungen. Selbst vulgäre Ausdrücke lassen sich vom Service lautstark vernehmen. Das alles selbstverständlich in einem römischen Dialekt, den die meisten Touristen wohl noch nie gehört haben.
Als Tourist sollte man sich also durchaus bewusst sein, dass es hier häufig grenzwertig zugeht. Die Bedienungen haben eine äußerst direkte Art. Das ist nicht selten sehr primitiv, wird aber vor allem all jene ansprechen, die einen trockenen Humor lieben. Allerdings, dass darüber hinaus ebenfalls klar sein, ergibt ein Besuch nur Sinn, wenn man ein dickes Fell hat und außerdem Italienisch spricht. Ansonsten wird es zwar ein lautes, aber unverständliches Erlebnis.
Ein Blick auf die Bewertungen diverser Veröffentlichungen führt unterschiedlichste Meinungen zutage. Während die einen von den Obststückchen schwärme, finden es andere überteuert und das Gehabe unverschämt. Das alles gehört allerdings zum Konzept des Restaurants. Insofern ist es normal, dass es abfällige Kommentare zu Aussehen, Outfit oder anderen Dinge gibt, die dem Kellner gerade einfallen, wenn er die Speisen an den Tisch bringt.
Monte Mario
Im Südwesten von Rom befindet sich am Ufer des Tibets der Monte Mario. Ein Hügel, von dem aus sich die Stadt gut überblicken lässt. Manchmal ist es sogar möglich, das Meer zu sehen. Daher nannten ihn die Römer damals wohl auch Clivus Cinnae. Da ebenfalls die Villa des Kardinals Mario Mellini ersichtlich ist, trägt die 139 Meter hohe Erhöhung ferner den Namen Mons Vaticanus.
Ebenfalls findet sich auf dem Monte Mario das Forte Monte Mario, welches zur Sicherung der Stadt erbaut wurde. Heute steht hier eines der drei Osservatorio Stronomico di Roma. Hier legte 1870 der Astronom Angelo Secchi den Meridian von Rom fest. Vor allem die gute Sicht macht den Besuch zu einem echten Highlight. Dabei treffen Reisende dort nur auf wenig andere Touristen.
Insbesondere die Fernsicht an einem Tag mit klarer Luft sorgt für staunende Augen. Denn neben dem bereits erwähnten Meer, liegen ebenfalls die Albaner Berge im Blick. Nicht vergessen werden dürfen an dieser Stelle die bunten Dächer der Stadt sowie die vielen Kuppeln, die den Horizont von Rom prägen. Es ist folglich wenig verwunderlich, dass Römer den Monte Maria nutzen, um ihren Blick schweifen zu lassen und Energie inmitten der doch durchaus turbulenten Stadt zu tanken.
Auf dem Weg zum Monte Mario können Touristen im Übrigen die Viale del Parco Mellini sowie die Piazzale Medaglie D’Oro entdecken. Für Entspannung sorgt im Übrigen das Aussichts-Café. Wer hier Platz nimmt, hat einen hervorragenden Ausblick und kann zusätzlich einen traditionellen Espresso genießen.
Besonderer Tipp:
Als Tourist in Rom unterwegs zu sein, heißt, die Augen offenzuhalten. Denn überall gibt es in der Ewigen Stadt etwas zu sehen. Da ist moderne Streetart wie die von Diavù, der ein Gemälde auf eine Treppe an der Viale di Trastevere gemalt hat. Aber auch die unzähligen barocken und antiken Bauten laden zum Entdecken und Erforschen ein.
Central Montemartini und Gazometro
Liegt das persönliche Interesse im Rahmen der industriellen Archäologie, dürfte für Reisende in die Ewige Stadt, das ehemalige Elektrizitätswerk Montemartini eine heiße Adresse sein. Das an der Via Ostiense gelegene kommunale Museum stellt mehr als 400 römische Statuen aus. Eingefasst ist das Ganze in eine industriearchäologische Umgebung. So konnte die Stadt zur Eröffnung 1997 dem ehemaligen Elektrizitätswerk neues Leben einhauchen. Zuvor waren die Exponate in den Kapitolinischen Museen zu finden. Heute stehen die Büsten und diversen Statuen in dem markant brachialen Maschinensaal, in dem früher Energie für die Stadt produziert wurde.
Eingeweiht 1912, ging das Werk nach etwas über 50 Betriebsjahren 1963 vom Netz. Nach und nach wurden in den Jahrzehnten im Anschluss Maschinen demontiert und die Gebäude sich selbst überlassen. Erst viel später wurden dann der Kesselraum sowie der Maschinensaal, der zum Hauptgebäude zählt, restauriert. Außerdem wurde ein Teil der ehemaligen Maschinen wieder dort aufgestellt, wo sie einst ihre Arbeit verrichteten. So wurde nicht nur das Gebäude gerettet, sondern ebenfalls der Weg für das Central Monemartini geebnet. Zugutekam diesem, dass die Kapitolinischen Museen geschlossen wurden, weil diese selbst renoviert werden mussten.
Hauptthemenbereiche im Central Montemartini sind die römische Republik, die Gärten der kaiserlichen Residenzen sowie das Zentrum Roms. Das spezielle Ambiente mit den alten Maschinen im Hintergrund und den weißen Skulpturen davor schafft eine ganz eigene Stimmung und Harmonie. Generell finden sich nicht sehr viele Touristen an diesem Ort ein. Insofern ist das schöne Museum in jedem Fall einen Besuch wert.
Beim Thema industrielle Archäologie darf ebenfalls das Gazometro nicht fehlen. Einst war es der größte Gasometer in Europa. Heute ist nur noch ein stählernes Skelett übrig, welches sich in eine Höhe von 90 Meter erstreckt. Zu finden ist es am Ufer des Tiber und wer vor Ort ist, sollte sich keinesfalls die umfangreiche Streetart entgehen lassen, die rund um das 60 Meter breite Gestell für viel Farbe sorgt.
Rom einmal anders erleben
Abseits der typischen Plätze und Orte findet sich in Rom eine Vielzahl großartiger Dinge, die sich entdecken lassen. Zwar gehören die prestigeträchtigen Sehenswürdigkeiten grundsätzlich dazu; wer diese aber schon einmal gesehen hat, der tut gut daran, sich das nächste Mal auf unbekannten Pfaden zu bewegen. Damit besteht nicht nur die Möglichkeit, Rom von einer ganz neuen Seite zu entdecken und ebenfalls viel entspannter die Freizeit zu genießen; viel mehr haben Touristen so die Möglichkeit, mit den Menschen vor Ort in Kontakt und in Gespräche zu kommen.
Der Vorteil hiervon ist, dass diese ganz spezielle Insider-Tipps haben. Welches ist das Lieblingsrestaurant, wo wird besonders gerne an der frischen Luft Sport getrieben oder wo gibt es den besten Espresso in der Stadt? Fragen, die die Einheimischen viel besser beantworten könnten als jeder Artikel im Internet.
Besucher der Ewigen Stadt sollten sich also möglichst treiben lassen durch das Viertel San Lorenzo, über die Jasmin-Promenade, dem Kulturzentrum Lanifico oder den hier genannten Vorschlägen. Abseits der üblichen Touristenpfade ist Rom zwar eine lebendige und viel beschäftigte Stadt; sie ist aber auch äußerst romantisch, verspielt und hält für Reisende aller Couleur eine Vielzahl von Überraschungen bereit.
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