Einleitung
Vor unserem intensiven Aufenthalt in Belgrad führte uns unsere Reise nur eine kurze Autofahrt weiter nach Novi Sad – in vielen Dingen zwar kleiner, aber mindestens genauso eindrucksvoll. Novi Sad, das „serbische Athen“ (serbisch: Српска Атина, Srpska Atina), begrüßte uns mit historischer Tiefe und einem Erlebnis einer moderner europäischer Stadt. Perfekt für einen Spätsommertrip im Übergang von August zu September. Die Europäische Kulturhauptstadt des Jahres 2016 hat diesen Titel nicht umsonst getragen!
Tag 1: Ankommen & erste Eindrücke

Anreise & Unterkunft
Wir entschieden uns, außerhalb von Novi Sad zu wohnen – eine preiswerte und ausreichend komfortable Wahl, die Ruhe bot und dennoch eine gute Grundlage für Erkundungen war. Mit dem Auto lässt sich die Stadt bequem erreichen, die Preise in Serbien generell sind angenehm günstig. In Novi Sad ist auch zahlen mit Euro nirgends ein Problem, mit der Karte geht es sowieso eigentlich überall.
Erkundung der Altstadt
Der erste Spaziergang führt uns in die Fußgängerzone, vorbei an historischen Fassaden, hippen Cafés und internationalen Restaurants – vom saftigen Burger bis zur authentischen italienischen Pizza findet sich alles. Man spürt sofort: Novi Sad lädt zum Verweilen ein.

Politischer Puls
Auch hier ist das politische Engagement unverkennbar: Sticker mit „FCK SNS“, die typische blutrote Hand als Symbol gegen Korruption, Parolen wie „имате крв на рукама“ („i imate krv na rukama“ – „Ihr habt Blut an den Händen“) sind allgegenwärtig – selbst wenn du dich nicht damit beschäftigst, drängen sie sich in das Sichtfeld, einfach weil die Parolen sehr häufig und an sehr markanten stellen angebracht sind. Die Universität dient immer wieder als Schauplatz von Protesten und Besetzungen, und jüngst kam es leider erneut zu harten Niederschlagungen durch die Polizei – Auslöser der Proteste war im März 2024 der Einsturz eines renovierten Bahnhofsvordachs mit 13 Toten, mutmaßlich Folge von Korruption.
Tag 2: Festung & Donauufer
Petrovaradin-Festung (Петроварадинска тврђава)
Der Höhepunkt des Tages: die Petrovaradin-Festung (Petrovaradinska tvrđava, auf Serbisch Петроварадинска тврђава), oft auch als „Gibraltar an der Donau“ bezeichnet.
Die Anlage ist beeindruckend – über 110 Hektar umfassen die gut erhaltenen Barockbastionen, steile Mauern, Wassergräben und ein rund 16 km umfassendes Netzwerk von unterirdischen Gängen und Gängen zur Minenabwehr.

Uhrturm & Promenade
Der markante Uhrturm mit seinen verzögerten Zeigern (der Minutenzeiger ist klein, der Stundenzeiger groß – damit ihn die Fischer auf der Donau besser sehen können) ist ein beliebter Treffpunkt. Rund um die Festung gibt es Souvenir-Kioske, Cafés, ein Restaurant – und sogar einen Club, falls man den Abend ausklingen lassen möchte. Künstlerateliers säumen die Mauern, und der Blick über Donau und Stadt ist schlichtweg spektakulär – besonders bei Sonnenuntergang, wenn die Silhouette von Novi Sad sich vor dem rötlich goldenen Himmel abzeichnet. Romantisch und melancholisch zugleich.


Spaziergang entlang der Donau
Zurück in der Stadt hinüber ans Donauufer: Öffentliche „Strände“ laden zum Schwimmen ein. Das Ufer ist durchgehend flach und sandig – Donau-Strand-Feeling pur. Die Donau wirkt hier ruhig, weit, einladend – ideal für einen entspannten Nachmittag. Aber vorsicht: man sollte nur an gesicherten Orten schwimmen, die Strömung der Donau ist nicht harmlos.

Ruinen & Brücken
Wie in Belgrad sind auch hier Kriegsspuren sichtbar: Die Ruinen einer zerstörten Brücke – stumme Zeugen des Krieges. Die neue Brücke wurde wieder aufgebaut, aber der alte Kopfsteinpflaster-Aufgang verrät, dass nicht alles originalgetreu zurückkam.
Tag 3: Parks, Denkmäler & Architektur
Donau Park & poetische Begegnungen
Der Donau Park (Dunavski park) ist eine grüne Oase im Stadtzentrum: angelegt auf einem ehemaligen Flussarm, mit Teich, Insel und Promenade.
Hier findest du mehrere Denkmäler bedeutender Dichter:
- Branko Radičević, Büste (Bronze) von Ivanka Aćin aus 1953.
- Miroslav Antić, Büste von Pavle Radovanović (1992).
- Đura Jakšić, Monument, errichtet 1990.
Ein berühmter Dichter – der als Büste im Park steht – ist Jovan Jovanović Zmaj, eine ikonische Figur der serbischen Romantik und Kinderliteratur. Sein bronzenes Denkmal steht in der Haupt-Fußgängerzone – nahe dem Bischofspalast (Vladičanski dvor).
Der Park eignet sich ideal für eine Pause, literarische Momente oder Fotosessions (neue Eheleute sieht man häufig hier). Auch gibt es ein Kaffee welches mit mobilen Tischen im Park bedient. Sehr angenehm.
Kulturelle Architektur
In der Altstadt gibt es zahlreiche sehenswerte Gebäude:
- Der Bischofspalast (Vladičanski dvor, serbisch: Владичански двор) mit seinen byzantinisch-serbisch-eklektischen Formen ist ein architektonisches Highlight.
- Das moderne Banovina-Palais (Zgrada Banskog dvora) im Stil des Art déco/Modernismus von 1936–1940, heute Sitz der Provinzregierung von Vojvodina.
Und natürlich: die Kirche mit dem bunten Dach, die Saborna crkva oder auch Kathedralkirche genannt, deren Dachmuster einmalig ist – und der Platz davor mit einer berühmten Statue ist äußerst eindrucksvoll.

Meine Impression
Diese drei Tage in Novi Sad waren geprägt von historischen Erkundungen, einer wunderschönen Innenstadt und entspanntem Lebensgefühl – ähnlich wie Belgrad, aber übersichtlicher und vielleicht auf eine intimere Art zugänglich. Petrovaradin-Festung und Donau, lebendige Fußgängerzone, literarische Denkmäler, Kriegsspuren, ein europäisches liberales Flair – all das macht Novi Sad zu einem ebenso lohnenden Ziel. Dazu kam Entspannung im Park, Schwimmen an der Donau, Sonnenuntergänge – perfekte Bedingungen im Spätsommer.
Aktivitäten und Touren
in Europas Kulturhauptstadt des Jahres 2016 gibt es dementsprechend viel zu tun. Im Nachhinein hätten wir wahrscheinlich gerne eine Stadtführung genommen, da wir doch recht planlos umhergeirrt sind – wenn auch ganz Novi Sad sehr schön ist!
Hier ein Überblick über die bestbewertesten Aktivitäten und Touren in Novi Sad:
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