Neelum-Tal: Pakistans unentdecktes Juwel an der Grenze zu Indien

Ich habe viele Regionen Pakistans bereist, doch das Neelum-Tal in Azad Kashmir hat einen besonderen Eindruck hinterlassen. Über 140 Kilometer erstreckt sich das Tal von Muzaffarabad bis ins Dorf Taobat, parallel zur Kontrolllinie (Line of Control), mit Indien direkt auf der anderen Seite des Flusses. Es ist ein langes, schmales Tal aus Wäldern, Flüssen und verstreuten Dörfern, eingebettet zwischen steilen Bergen. Die Straße ist rau, die Infrastruktur begrenzt, das Mobilfunksignal unzuverlässig – aber genau das macht den Ort authentisch. Dies ist kein durchgeplantes Touristenziel. Es ist roh, abgelegen und selbst vielen Pakistanern kaum bekannt.

In diesem Artikel teile ich meine Eindrücke – von der Natur und Tierwelt über Kultur, Alltagsleben und traditionelle Speisen bis hin zu den politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen, die das Tal prägen. Vor allem geht es darum, wie das Neelum-Tal als Region mit enormem ungenutztem Potenzial wahrgenommen werden kann – nicht nur als Grenzgebiet.

Spektakulärer Blick vom Neelum-Tal auf den Fluss Neelum und die indische Seite Kaschmirs. Foto: Mohsin Rasheed

Die Landschaften – Wo Himmel und Erde sich begegnen

Vom geschäftigen Muzaffarabad, dem Eingang zum Tal, schlängelt sich eine schmale Straße entlang des Flusses durch Hügel, die vom Erdbeben 2005 gezeichnet sind – wieder aufgebaut durch internationale Zusammenarbeit. Diese einspurige Straße führt tief hinein ins Tal und öffnet den Blick auf eine Welt, die nur wenige Außenstehende je gesehen haben.

Eine einspurige Straße entlang des Flusses Neelum.

Kutton und Jagran

Als erster Halt für viele Besucher sind Kutton und Jagran bekannt für ihre landschaftliche Schönheit, das kühle Klima und ihre Gastfreundschaft. Umgeben von grünen Hügeln, dichten Wäldern und rauschenden Wasserfällen ist die Region ein Paradies für Naturliebhaber. Die Kundal-Shahi-Wasserfälle, nur 1–2 km von der Hauptstraße entfernt, sind leicht über eine gut ausgebaute Nebenstraße zu erreichen.

Der mächtige Kundal‑Shahi-Wasserfall bei Kutton.

Kutton bietet zahlreiche Gästehäuser und Resorts mit einfachen, aber gemütlichen Unterkünften. Das nahegelegene Jagran-Tal mit seinen klaren Bächen und ruhiger Atmosphäre ist besonders bei Familien und Frischvermählten beliebt.

Der atemberaubende Kundalshahi-Wasserfall. Foto: Mohsin Rasheed

Keran und Upper Neelum

Keran liegt idyllisch am ruhigen Ufer des Neelum-Flusses und ist ein charmantes Dorf mit einer besonderen Aussicht – direkt gegenüber auf der anderen Seite des Flusses beginnt das von Indien verwaltete Kaschmir, nur einen Steinwurf entfernt. Der Ort ist ein beliebtes Reiseziel für all jene, die Ruhe, landschaftliche Schönheit und einen Hauch grenzüberschreitender Faszination suchen.

In Keran finden sich zahlreiche Gästehäuser, sowohl privat als auch staatlich betrieben, sowie Restaurants, die von traditioneller Desi-Küche bis hin zu Fast Food alles anbieten. Gemütliche Cafés und Sitzbereiche laden zum Verweilen ein und bieten atemberaubende Ausblicke über den Fluss.

Am Ufer von Keran – jenseits des Flusses: indisch kontrolliertes Kaschmir.

Oberhalb des Dorfes liegt Upper Neelum, malerisch am Berghang gelegen, mit einem weiten Panoramablick über das gesamte Tal. Der Ort ist ideal für Naturspaziergänge, Fotografie und um die unberührte Schönheit des Neelum-Tals aus erhöhter Perspektive zu genießen.

Arang Kel

Hoch über Kel liegt das fotogene Dorf Arang Kel – auf einer beeindruckenden Höhe von 2.554 Metern (8.379 Fuß). Zu erreichen ist es über einen Sessellift oder eine kurze, aber steile Wanderung durch dichte Kiefernwälder. Im Winter ist das Gebiet oft von Schnee bedeckt, was es zu einem magischen Ziel in der kalten Jahreszeit macht.

Arang Kel. Foto: Wikipedia

Arang Kel ist das beliebteste Reiseziel im Neelum-Tal und zieht vor allem Touristen aus anderen Teilen Pakistans, insbesondere aus dem Punjab, an. Die Besucher erwartet eine idyllische Landschaft mit grünen Wiesen, traditionellen Holzchalets und einer friedlichen Atmosphäre – ein echtes Paradies für Wanderer, Fotografen und Naturliebhaber.

In der Umgebung gibt es zahlreiche Gästehäuser, von denen viele gut ausgestattet und modern entwickelt sind, um den steigenden Ansprüchen des Tourismus gerecht zu werden. Ob Abenteuer oder Erholung – Arang Kel bietet beides inmitten atemberaubender Natur.

Sharda

Sharda ist eine alte Flusssiedlung mit großer historischer Bedeutung. Hier befindet sich das Sharda Peeth, ein antiker hinduistischer Tempel und einst ein renommiertes Bildungszentrum, das vermutlich aus dem 6. bis 12. Jahrhundert n. Chr. stammt. Es gilt als eine der ältesten Universitäten des indischen Subkontinents und zog Gelehrte aus nah und fern an.

Sharada Peeth, eine Tempeluniversität. Foto: Wikipedia

Umgeben von dichten Wäldern und Hügeln ist Sharda ein ruhiger Zwischenstopp, der sowohl kulturell als auch landschaftlich viel zu bieten hat. Die Ruinen des Sharda Peeth zeugen noch heute vom spirituellen und intellektuellen Erbe der Region. Besucher kommen nicht nur wegen der historischen Bedeutung, sondern auch wegen der atemberaubenden Aussicht entlang des Neelum-Flusses.

Kel

Kel ist ein ruhiges, malerisches Dorf nahe der Waffenstillstandslinie (Line of Control), das sich auf etwa 2.097 Metern Höhe befindet. Es gilt als einer der letzten größeren bewohnten Orte im Neelum-Tal und ist ein bedeutender Ausgangspunkt für Abenteuerreisende und Trekkingliebhaber.

Von hier aus beginnen Wanderungen in einige der spektakulärsten Regionen der Gegend – darunter das Hochplateau von Arang Kel, der türkisfarbene Chitta-Katha-See und das abgelegene, naturbelassene Shounter-Tal. Während der Sommermonate ist Kel ein beliebter Zwischenstopp für Touristen, die weiter in die Höhenlagen vordringen möchten. Im Winter hingegen ist es oft von Schnee bedeckt und schwerer zugänglich.

Kel verfügt über grundlegende Infrastruktur, darunter kleine Hotels, Gästehäuser, Lebensmittelgeschäfte und eine Anlaufstelle für lokale Jeeps und Träger. Trotz seiner Nähe zur Waffenstillstandslinie herrscht in Kel eine friedliche Atmosphäre, und das Dorf ist bekannt für die Gastfreundschaft seiner Bewohner sowie die atemberaubende Bergkulisse ringsum.

Chitta Katha Lake

Dieser Gletschersee auf 4.100 Metern Höhe ist ein abgelegener Ort voll stiller Schönheit. Die Wanderung ist anspruchsvoll, aber lohnend – ein Traum für erfahrene Abenteurer.

Ratti Gali Lake

Der Ratti-Gali-See ist ein hochgelegener Gletschersee auf etwa 3.683 Metern Höhe, berühmt für sein türkisfarbenes Wasser, das in den Sommermonaten von leuchtend roten Alpenblumen umgeben ist, ein Anblick, der fast surreal wirkt. Eingebettet in eine dramatische Berglandschaft, wirkt der See wie ein Juwel im Herzen des Neelum-Tals.

Der Rati-Gali-See. Foto: Shahzeb Baig (Wikipedia)

Erreichbar ist der See ab dem Ort Dowarian, zunächst per Jeep über eine abenteuerliche Bergstraße, anschließend durch eine etwa zweistündige Wanderung durch üppige grüne Täler und felsige Pfade. Die Strecke selbst ist ein Teil des Erlebnisses: vorbei an Wasserfällen, Wildblumen und Hirtenlagern.

Ratti Gali zieht vor allem in den Sommermonaten zahlreiche Besucher an und ist ein beliebtes Ziel für Naturfreunde, Wanderer, Fotografen und Campingliebhaber. Aufgrund der Höhe ist der See nur zwischen Juli und September zugänglich – in den übrigen Monaten ist die Region oft tief verschneit. Für viele gilt der Ratti-Gali-See als einer der schönsten Seen Pakistans, unberührt, dramatisch, poetisch.

Taobat

Am äußersten Ende des Neelum-Tals liegt Taobat – das letzte zugängliche Dorf vor der LoC. Umgeben von dichten Nadelwäldern, Wiesen und klaren Bächen bietet es Abgeschiedenheit pur. Die traditionellen Holzhäuser, saubere Luft und der Klang des Flusses schaffen eine ruhige Atmosphäre.

Sardari Top

Ein wenig bekanntes, aber beeindruckendes Hochplateau nahe Kel – mit Schneeresten selbst im Frühsommer. Ausgangspunkt für weitere Wanderungen.

Shounter-Tal & Shounter-See

Ein wildes Seitental bei Kel, das durch den Jeep-tauglichen Shounter-Pass mit Gilgit-Baltistan verbunden ist – hochalpin, rau und spektakulär.

Das Leben im Tal: Einblick in Einfachheit

Das Leben im Neelum-Tal folgt dem Rhythmus der Natur – ruhig, stetig und widerstandsfähig. Die meisten Menschen leben in kleinen Dörfern, die in die Hänge eingebettet sind. Landwirtschaft ist die Lebensgrundlage: Gemüseanbau, Vorratshaltung, Viehzucht (Kühe, Ziegen, Büffel) für Milch und Fleisch.

Die Menschen im Neelum-Tal halten Kühe und Ziegen für Milch und Fleisch. Foto: Mohsin Rasheed
Die Menschen im Neelum-Tal halten Kühe und Ziegen für Milch und Fleisch. Foto: Mohsin Rasheed

Im Sommer ziehen Nomaden mit Herden auf die Hochweiden und kehren im Herbst ins Flachland zurück. Die Architektur des Tals ist funktional: Holzhäuser mit steilen Dächern und breiten Balkonen, oft ein- bis zweigeschossig. Das Holz speichert Wärme im Winter.

Ein typisches Haus im Neelum-Tal. Foto: Mohsin Rasheed

Die Kleidung ist klimatisch angepasst – meist Shalwar Kameez, im Winter ergänzt durch wollene Pherans, Schals und Jacken. Viele Frauen fertigen Kleidung selbst – ein überliefertes Handwerk.

Handgefertigte Schals in einem lokalen Geschäft im Neelum-Tal. Foto: Mohsin Rasheed

Sprachlich ist das Tal vielfältig: Hindko (Pahari), Kaschmiri, Gojri – Urdu als Bildungs- und Verwaltungssprache. Schulen, teils gemischt oder nach Geschlecht getrennt, verbessern sich langsam. In Athmuqam gibt es sogar einen Universitätscampus.

Das Leben ist bescheiden, aber geprägt von Würde, Stolz und starker Verbundenheit zur Natur – Einfachheit als stille Kraft.

Marktleben in Pattika bei Muzaffarabad – Neelum Road hautnah

Wälder & Tierwelt: Das lebendige Herz Neelums

Die Wälder sind das Rückgrat der Region – mit Deodar-Zedern, Kiefern, Fichten, Ahorn und Birken. Sie bieten nicht nur Schönheit, sondern Lebensgrundlage. Holz dient als Baustoff, Brennstoff und Einkommensquelle.

Doch illegale Abholzung durch Holz-Mafias bedroht die Ökosysteme. Der Wald schwindet – mit Folgen wie Erdrutschen, Bodenerosion und Verlust von Lebensraum. Schutzmaßnahmen fehlen oft.

Trotzdem ist Neelum ökologisch reich: Himalaya-Schwarzbär, Moschushirsch, Markhor (Nationaltier) und sogar Schneeleoparden leben hier – wenn auch selten zu sehen. Vögel wie Monal-Fasan, Steinadler und Schneehühner bevölkern die Lüfte, während Schmetterlinge und kleine Waldbewohner den Boden beleben.

Kulinarisches: Der Geschmack der Berge

Die Küche des Neelum-Tals spiegelt die Landschaft wider – schlicht, nahrhaft und tief in der Tradition verwurzelt. Die meisten Zutaten stammen aus dem eigenen Anbau oder der unmittelbaren Umgebung. Familien verlassen sich auf ihre Gärten, ihre Tiere und auf wild wachsende Kräuter aus den Bergen.

Fladenbrote (Roti) sind Grundnahrungsmittel, die meist mit Linsen, selbst angebautem Gemüse und Milchprodukten wie Joghurt, Butter und Milch von Kühen und Ziegen serviert werden. Wildkräuter wie Minze, Thymian und andere verleihen den einfachen Speisen ein besonderes Aroma.

Ein wunderschöner Apfelgarten. Foto: Mohsin Rasheed

Eine wichtige landwirtschaftliche Spezialität des Tals sind Walnüsse, die in großen Mengen auf Berghöfen angebaut und an Händler verkauft werden, die sie in ganz Pakistan vertreiben. Im Sommer und frühen Herbst gibt es außerdem frische Äpfel, Aprikosen (Khobani), Birnen und Kirschen, die entweder frisch gegessen, haltbar gemacht oder für traditionelle Süßspeisen verwendet werden.

Ein jahrzehntealter Walnussbaum. Foto: Mohsin Rasheed

Auch Fleischgerichte gehören zur kulinarischen Vielfalt – besonders zu festlichen Anlässen wie Hochzeiten. Beliebte Gerichte sind Yakhni, eine milde, aromatische Brühe mit Huhn, Rind oder Lamm; Korma, ein reichhaltiges Curry mit Joghurt und Gewürzen; Gushtaba, eine traditionelle kaschmirische Spezialität aus gewürzten Fleischbällchen in Joghurtsauce; und gebratenes Hähnchen, oft mariniert mit Kräutern aus den Bergen und in offenen Feueröfen zubereitet. Solche Speisen werden meist mit Pulao-Reis, süßem Zarda (Safranreis mit Zucker und Nüssen) und reichlich heißem Tee serviert. Der Tee – häufig mit Milch und gelegentlich mit Salz oder grünem Kardamom zubereitet – ist weit mehr als nur ein Getränk. Er ist ein tägliches Ritual, Ausdruck von Gastfreundschaft und ein Moment der Wärme in der kühlen Bergluft.

Ein halbierter Apfel. Foto: Mohsin Rasheed

In abgelegeneren Regionen und unter nomadischen oder halbnomadischen Gemeinschaften ist auch Charas (Haschisch) weit verbreitet. Es wird aus lokal angebautem Cannabis gewonnen, traditionell verarbeitet und verkauft – meist als wichtige Einkommensquelle für viele Familien. Obwohl der Anbau und Handel offiziell illegal ist.

Das Essen im Neelum-Tal ist weder übermäßig gewürzt noch kompliziert – aber es ist frisch, ehrlich und eng mit dem Land und seiner Lebensweise verbunden.

Wasserkraftprojekte im Neelum-Tal

Das Neelum-Tal ist nicht nur ein Paradies für Naturliebhaber, sondern auch ein Ort bedeutender Wasserkraftentwicklung. Allen voran das Neelum-Jhelum-Wasserkraftprojekt, ein milliardenschweres Megaprojekt, das mit Unterstützung eines chinesischen Unternehmens errichtet wurde. Nahe dem Eingang des Tals gelegen, leitet dieses Großprojekt Wasser durch unterirdische Tunnel zur Stromerzeugung und trägt so maßgeblich zum pakistanischen Stromnetz bei. Der große Wasserspeicher vor der beeindruckenden Bergkulisse zieht oft die Aufmerksamkeit von Touristen auf sich, die anhalten, um Fotos zu machen und die Aussicht zu bewundern. Neben diesem Vorzeigeprojekt finden sich zahlreiche kleine Wasserkraftwerke entlang verschiedener Bäche und Flüsse im gesamten Tal. Diese Mikro-Wasserkraftwerke sind für die Stromversorgung abgelegener Dörfer und Gemeinden unverzichtbar und stellen oft die einzige Stromquelle in netzfernen Gebieten dar. Zusammen spiegeln diese Projekte ein wachsendes Gleichgewicht zwischen Entwicklung und Nachhaltigkeit im Tal wider.

Blick auf das Flaggschiff-Projekt Neelum-Jehlum Wasserkraftwerk. Foto: Mohsin Rasheed

Tourismus, Geopolitik & das ungenutzte Potenzial des Tals

Trotz seiner atemberaubenden Schönheit und kulturellen Vielfalt bleibt das Neelum-Tal weitgehend ein blinder Fleck auf der Weltkarte – nicht, weil es an Reiz fehlt, sondern weil es entlang einer der politisch sensibelsten Grenzen der Welt liegt: der Line of Control (LoC) zwischen Indien und Pakistan.

Fahrt durch das wilde Neelum-Tal – Getrennt durch einen Fluss, vereint im Herzen

In den letzten Jahren haben sich die Spannungen über die Grenze hinweg verschärft, was bei den Bewohnern des Tals immer wieder neue Wellen von Unruhe und Unsicherheit auslöst. Zwar sind direkte militärische Konflikte selten, doch die psychische Belastung ist real. Die Menschen in Neelum – widerstandsfähig und würdevoll – leben weiter inmitten dieser Ungewissheit, in der Hoffnung auf Frieden und die Rückkehr des Tourismus mit neuer Energie und neuem Geist.

In Keran, einem Grenzdorf im Neelum-Tal, markieren pakistanische und kaschmirische Flaggen eine Gedenkstätte – direkt gegenüber liegt das indische Kaschmir. Foto: Mohsin Rasheed

Die lokale Wirtschaft ist fragil. Bei kaum vorhandener staatlicher Unterstützung für touristische Infrastruktur und nahezu keinem großflächigen Entwicklungsprogramm überleben viele Familien nur durch Überweisungen von Verwandten im Ausland – insbesondere aus den Golfstaaten – oder sind auf Militärdienst, kleine Verwaltungsjobs oder saisonale Landwirtschaft angewiesen.

Blick auf die indische Seite Kaschmirs von Keran, Neelum-Tal, Pakistan. Die indische Flagge ist sichtbar. Foto: Mohsin Rasheed

Und doch ist das Potenzial des Neelum-Tals unübertroffen.
Würde der Tourismus durchdacht und nachhaltig entwickelt, könnte er die gesamte Region verwandeln – den Menschen ein volles Einkommen ermöglichen, das kulturelle Erbe bewahren und dieses abgelegene Tal auf sinnvolle Weise mit der Welt verbinden.

Derzeit ist die Infrastruktur noch sehr einfach. Die Straße von Muzaffarabad ins Neelum-Tal ist schmal und kurvenreich, viele Abschnitte tragen noch die Narben des verheerenden Erdbebens von 2005. Gästehäuser und Hotels sind einfach, die Stromversorgung ist oft instabil und das Mobilfunksignal in manchen Gegenden kaum vorhanden. Doch für echte Reisende sind genau diese Herausforderung der Authentizität.

Neelum bietet vielleicht keinen Fünf-Sterne-Luxus – dafür aber etwas Tieferes: überwältigende Landschaften, ehrliche Gastfreundschaft und eine ursprüngliche Verbindung zu Natur und Tradition.

Gut zu wissen: Reiseinfos für das Neelum-Tal

Wann ist die beste Reisezeit?
Die beste Zeit für eine Reise ins Neelum-Tal ist von März bis September, wenn das Wetter mild ist und die Landschaft in voller Blüte steht. Wer jedoch den Zauber des Schnees erleben möchte, kann auch im Januar oder Anfang Februar anreisen – dann verwandeln sich die Berge in ein Winterwunderland.

Wie komme ich hin?
Die Anreise beginnt meist in Islamabad, von wo aus man der Murree Expressway folgt. Nach dem Passieren von Murree gelangt man nach Azad Kashmir, weiter durch die Hauptstadt Muzaffarabad, und von dort führt eine malerische Straße direkt ins Neelum-Tal. Geländefahrzeuge sind auf den höhergelegenen Routen sehr zu empfehlen.

Wie sicher ist die Region?
Das Neelum-Tal gilt als weitgehend sicher für Touristen. Auch für alleinreisende Frauen ist die Region bei angemessener Vorsicht und Vorbereitung gut zu bereisen, insbesondere in den touristisch frequentierten Orten wie Keran, Sharda oder Arang Kel.

Was kostet eine Reise ins Neelum-Tal?
Eine einfache Reise ins Neelum-Tal für ein Wochenende kann zwischen 30.000 und 50.000 PKR pro Person kosten – abhängig von Transport, Unterkunft und gewählter Route. Für komfortablere Unterkünfte und private Jeeptouren sollte man etwas mehr einplanen.

Ausblick: Ein verborgenes Tal mit großem Versprechen

Das Neelum-Tal ist weit mehr als nur ein landschaftlich reizvolles Reiseziel – es ist ein lebendiger, atmender Raum, in dem Natur, Geschichte und menschliche Widerstandskraft aufeinandertreffen. Es birgt ein einzigartiges Potenzial – nicht nur als Paradies für Touristen, sondern als Region, die mit der richtigen Aufmerksamkeit durch nachhaltige Entwicklung und kulturelle Bewahrung aufblühen könnte.

Und doch wartet das Tal – trotz all seiner Schönheit – weiterhin: auf Frieden, auf Anerkennung, auf die Investitionen, die es verdient. Mit besserer Infrastruktur, durchdachten Tourismuskonzepten und echter Unterstützung seitens der Regierung könnte Neelum zu einem der faszinierendsten Bergziele Südasiens werden.

Bis dahin bleibt es ein verborgenes Juwel – still und eindringlich ruft es jene, die den weniger begangenen Weg suchen.

Posieren vor den majestätischen, baumbedeckten Gipfeln des Neelum-Tals.

Mehr vom Autor:

Lahore: Das schlagende Herz Pakistans




Bewerten Sie unsere Inhalte: 1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars (5 Bewertungen, Durchschnitt: 4,00 von 5)
Loading…


Deprecated: Die Datei Theme ohne comments.php ist seit Version 3.0.0 veraltet und es ist keine Alternative verfügbar. Bitte füge ein comments.php-Template zu deinem Theme hinzu. in /home/reisefroh/public_html/wp-includes/functions.php on line 6085

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


Vorgestellt bei

MSN
Tagesspiegel
Lonely Planet
RTL
NTV
AOL
Zeitjung
Tree-Nation