Chakwal entdecken: Eine stille Stadt mit lauten Geschichten

Der verlassene Bahnhof von Chakwal

Ich beschloss, Chakwal zu besuchen. Es ist Juli, und das Wetter ist weder zu heiß noch zu unangenehm. Ein perfekter Zeitpunkt für eine Reise. Ich kam in Rawalpindi an und begann von dort meine Fahrt nach Chakwal.

Ich stieg in ein öffentliches Fahrzeug, das mich über die Islamabad–Lahore-Autobahn nach Chakwal brachte. Chakwal liegt etwa 100 Kilometer von Rawalpindi entfernt, und mit öffentlichen Verkehrsmitteln dauert die Fahrt ungefähr zwei Stunden.

Chakwal liegt im Norden der Provinz Punjab, in der Potohar-Region. Auf dem Weg dorthin sieht man weite, grüne Felder – typisch für die Landschaft des Punjab. Ungefähr 20 Kilometer vor der Stadt verlässt man die Autobahn und folgt der Chakwal Road, die direkt in die Stadt führt.

Weite Felder entlang der Autobahn Rawalpindi–Lahore in der Nähe von Chakwal. Foto von Mohsin Rasheed

Chakwal – Eine Stadt mit Geschichte

Ich hatte mich für Chakwal entschieden, weil es eine jahrhundertealte historische Stadt ist. Sie wurde im Jahr 1525 von einem Mann namens Chaku Khan gegründet, zur Zeit des Mogulherrschers Zaheer-ud-Din Babur. Chakwal ist oft unterschätzt, also wollte ich es mir selbst anschauen – so viel wie möglich in der kurzen Zeit, die ich hatte. Laut Volkszählung von 2023 hat die Stadt über 220.000 Einwohner, wahrscheinlich sind es mittlerweile noch mehr.

Chakwal ist ein Distrikt, der in drei Verwaltungseinheiten unterteilt ist: Chakwal, Kalar Kahar und Choa Saidan Shah. Die Stadt Chakwal gehört zur gleichnamigen Verwaltungseinheit. Als ich in die Stadt hineinkam, spürte ich sofort die Einfachheit, die Wärme der Menschen, etwas Trubel und lebendiges Treiben. Ich liebe solche Städte – nicht zu hektisch, nicht zu laut, nicht verschmutzt. Chakwal gehört definitiv dazu.

Ein Blick auf das Straßenschild ‚I ❤️ Chakwal‘ – am Straßenrand aufgestellt. Foto von Mohsin Rasheed

Der Herzschlag von Chakwal: Alltagsleben, Traditionen und Stolz

Die Chakwal Road ist eine Hauptstraße der Stadt. Dort gibt es Einkaufszentren, Läden, Cafés, Bushaltestellen, Parks, Krankenhäuser und Hochschulen. Ich verbrachte Stunden damit, entlang dieser Straße zu gehen, kleine Läden und Essensstände zu erkunden. Die Stadt ist eine Mischung aus urbanem Leben und ländlichem Flair. Viele Menschen aus den umliegenden Dörfern kommen tagsüber zum Einkaufen, für Arztbesuche oder zur Arbeit hierher und fahren abends wieder nach Hause. Über kleine Straßen ist die Stadt gut mit den Dörfern verbunden.

Die Menschen in Chakwal sprechen einen Dialekt des Punjabi namens Potohari. Die Sprache klingt melodisch und angenehm. Da ich Punjabi spreche, konnte ich mich gut verständigen und hatte schöne Begegnungen.

Das Denkmal im Kreisel an der Chakwal Road an einem geschäftigen Tag.
Foto von Mohsin Rasheed

Essen, Tee und lokale Spezialitäten

Die Stadt hat sowohl moderne als auch traditionelle Seiten. Auf der einen Seite gibt es Supermärkte, Markengeschäfte und moderne Cafés. Auf der anderen Seite findet man kleine Teestände, Straßenverkäufer und einfache Imbissbuden. Ich aß einen Burger an einem kleinen Straßenstand – lecker und günstig, nur etwa 1 Dollar. Auch ein Tee mit Paratha an einem der besten Chai-Cafés der Stadt war ein echtes Erlebnis.

Traditioneller Paratha, serviert mit Tee in einem Café. Foto von Mohsin Rasheed
Ein leckerer 1-Dollar-Burger von einem lokalen Straßenstand. Foto von Mohsin Rasheed

Wenn du nach Chakwal reist und die Revari nicht probierst, hast du Chakwal eigentlich gar nicht besucht. Revari ist eine kleine Süßigkeit aus Sesam und Rohrzucker, geformt zu kleinen Kugeln oder Scheiben. Ich kaufte mehrere Schachteln für meine Familie. Es ist nichts Teures oder Ausgefallenes – kleine Boxen gibt es ab etwa 1 Dollar.

Die bekannteste Spezialität aus Chakwal: Revari. Foto von Mohsin Rasheed

Kleidung, Kultur und Religion

Die Kleidung der Menschen faszinierte mich. Männer tragen im Sommer meist weiße Baumwoll-Shalwar-Kameez. Die Jugend bevorzugt westliche Kleidung. Frauen tragen häufig Abayas oder ein einfaches Shalwar-Kameez ohne Abaya. Chakwal ist eine religiöse Stadt, der Islam wird praktiziert. Überall sieht man Moscheen und religiöse Schulen.

Eine 85 Jahre alte Kirche in Chakwal. Foto von Mohsin Rasheed

Öffentlicher Verkehr in der Stadt

Ich bewege mich mit öffentlichen Verkehrsmitteln – Rikschas, Busse oder manchmal per Anhalter. So spare ich Geld. Besonders mochte ich eine besondere Art von Rikscha, die man in Chakwal häufig sieht – die sogenannte Chingchi. Das ist ein Motorrad, das zu einer Rikscha umgebaut wurde. Sechs Personen passen hinein, sie fahren überall in der Stadt. Für Fahrten in andere Orte nutzt man Toyota-Hiace-Busse oder alte Ford-Fahrzeuge, die bis zu 30 Personen transportieren.

Eine wunderschön umgebaute Chingchi, die man häufig in der Stadt Chakwal sieht. Foto von Mohsin Rasheed
Ein altes Ford-Modell auf den Straßen von Chakwal – ein beliebtes Transportmittel für Menschen zwischen Stadt und Dorf. Foto von Mohsin Rasheed

Die militärische Verbundenheit Chakwals

Chakwal ist bekannt für seine enge Verbindung zum Militär. Viele Menschen hier dienen in der pakistanischen Armee oder sind pensionierte Soldaten. Die Stadt wird oft die “Stadt der Patrioten” genannt. Ich besuchte den Ort Yadgar-e-Shuhada – ein Denkmal für die Märtyrer der pakistanischen Armee. Es steht im zentralen Stadtpark. Dort kann man mit der Familie hingehen und die Namen der Gefallenen auf schwarzem Stein lesen.

Ein altes Flugzeug, ausgestellt in einem öffentlichen Park der pakistanischen Armee. Foto von Mohsin Rasheed

Bildungseinrichtungen in Chakwal

Chakwal hat eine eigene Universität – die University of Chakwal – die größte Hochschule der Region. Sie bietet Studiengänge in Naturwissenschaften, Landwirtschaft, Wirtschaft und mehr. Zudem gibt es einen Campus der Landwirtschaftsuniversität sowie zwei Kadettenkollegs (für Jungen und Mädchen) und ein staatliches Frauencollege. Auch viele Privatschulen und Akademien sind in der Stadt aktiv.

Hauptcampus der Universität Chakwal. Foto von Mohsin Rasheed

Man erreicht Chakwal über die Autobahn zwischen Lahore und Islamabad oder über die GT Road, eine der ältesten Straßen Südasiens, die bis heute als wichtige Verkehrsverbindung dient.

Der verlassene Bahnhof: Ein Ort voller Geschichten

Früher hatte Chakwal auch einen Bahnhof. Er wurde 1915 zur Zeit der Briten eröffnet und war bis in die 1990er Jahre in Betrieb. Ich besuchte das Gebäude. Es steht noch – halb verfallen, halb erhalten. Viele Einheimische wünschen sich die Wiederaufnahme des Zugverkehrs, aber das ist schwierig. Die Gleise sind verschwunden. Das Gebäude erzählt von Vernachlässigung, Verlust und einem langen Warten auf Veränderung.

Der verlassene Bahnhof von Chakwal
Der verlassene Bahnhof von Chakwal – erbaut 1915, seit den 1990er Jahren stillgelegt. Foto von Mohsin Rasheed

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Kalar Kahar: Natur, Geschichte und Oliven

Chakwal wird auch die Stadt der Seen genannt. Ich hatte die Gelegenheit, einen davon zu besuchen – den Kalar-Kahar-See, etwa 40 Kilometer entfernt. Kalar Kahar hat eine eigene Geschichte. Der Mogulkaiser Zaheer-ud-Din Babur soll diesen Ort um 1505 besucht und dort seine Truppen angesprochen haben. Der Ort, an dem er stand, heißt heute Takht-e-Babri. In der Umgebung von Kalar Kahar wird auch Olivenanbau betrieben – das trockene Klima ist dafür ideal. In Chakwal selbst befindet sich zudem das Forschungszentrum BARI, wo intensiv an der Entwicklung und Förderung von Olivenfarmen gearbeitet wird. Über Kalar Kahar schreibe ich in einer separaten Geschichte.

Eine wunderschöne Aussicht auf den Kalar-Kahar-See. Foto von Mohsin Rasheed
Ein Blick auf das historische Takht-e-Babri. Foto von Mohsin Rasheed
Olivenfelder in Chakwal – Kalar Kahar, auch bekannt als das „Oliven-Tal. Foto von Mohsin Rasheed

Reisetipps: Unterkunft, Transport und Kosten

Chakwal ist gut erreichbar – vor allem über die Autobahn. Von Großstädten wie Islamabad, Rawalpindi oder Lahore aus fahren regelmäßig Luxusbusse, zum Beispiel von Daewoo. Die Reise ist angenehm und dauert nicht zu lange. Wer ein kleines öffentliches Fahrzeug nimmt, zahlt oft weniger als 10 Dollar. Wer lieber flexibel unterwegs ist, kann ein Auto mieten – das kostet etwa 100 Dollar pro Tag. In der Stadt selbst gibt es mehrere gute Hotels. Ein sauberes Einzelzimmer in einem ordentlichen Hotel liegt preislich bei etwa 50 Dollar pro Nacht. Essen kann man fast überall – ob am Straßenstand, im kleinen Restaurant oder in einem Café entlang der Chakwal Road. Wer etwas mitnehmen möchte, findet lokale Süßigkeiten wie Revari in vielen kleinen Läden. Die Stadt ist offen und freundlich. Männer können westliche Kleidung tragen – das ist ganz normal. Für Frauen empfiehlt es sich, auf angemessene Kleidung zu achten – das gilt nicht nur in Chakwal, sondern generell in ganz Pakistan.

Ich beendete meine Reise mit vielen schönen Erinnerungen. Ich traf Menschen, die mich herzlich behandelten. Chakwal – bis zum nächsten Mal.

Hier ist das vollständige Tourvideo von Chakwal:

Straßen, Chai & Chingchi | Ein Tag im echten Chakwal

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