Berge, Ruhe & Wildnis – Das Hinterland von Montenegro

Montenegro Bergstraße

Ein wunderschönes kleines Land

Eigentlich das schönste Land, in dem ich je war. Nach fünf Tagen im Hochgebirge von Montenegro kann ich diesen Satz mit voller Überzeugung schreiben. Die Kombination aus dramatischen Felsformationen, stiller Natur, klarer Luft und unendlicher Weite hat uns schlichtweg schockiert – im besten Sinne. Montenegro ist zweifellos eines der schönsten Länder Europas, wenn nicht gar der Welt.

Montenegro - Savic
Gleich um die Ecke in Šavnik: Ein Restaurant und Bar.

Unsere Reise führte uns fünf Tage lang ins bergige Hinterland des Landes, rund um den Ort Šavnik. Inmitten dieser wilden und unberührten Landschaft fanden wir einen Ort, der seinem Namen gerecht wird: die Oasis of Peace.

Kurzinfos Montenegro

Bevölkerung ca. 620.000 Einwohner
Währung Euro (EUR)
Visum für Europäer Visumfrei für bis zu 90 Tage Aufenthalt
Durchschnittliches Einkommen ca. 900 Euro netto/Monat
Staatsform Parlamentarische Republik, Unabhängig seit 2006
Landessprache Montenegrinisch (verwandt mit Serbisch/Kroatisch/Bosnisch)
Größte Orte Podgorica (Hauptstadt), Nikšić, Herceg Novi, Kotor, Budva
Kurzinfos zu Montenegro


Unsere Unterkunft: Die Oasis of Peace

Die Oasis of Peace liegt auf rund 1.000 Metern Seehöhe, eingebettet in Wiesen und umgeben von Bergen. Es handelt sich um ein modernes Tinyhouse auf zwei Ebenen – minimalistisch, aber hochwertig ausgestattet. Eine kleine hölzerne Treppe führt hinauf zum Bett auf der oberen Ebene. Unten befinden sich Wohnbereich, Bad und Küche. Besonders wichtig war für uns der Kamin: Er sorgte für wohlige Wärme an den Abenden, denn sobald die Sonne hinter den Bergen verschwindet, sinken die Temperaturen spürbar.

Heimelig. Blick aufs Gewölbe in unserem Tiny-House.

Trotz seiner Abgeschiedenheit ist das Tinyhouse modern: Das Internet war blitzschnell – ein echter Pluspunkt, da wir in Montenegro mehrfach Schwierigkeiten mit langsamen Verbindungen hatten. In der Oasis of Peace konnten wir problemlos remote arbeiten.

Unser Garten in Savik
Mittags in Šavnik. In der Umgebung Olivenbäume. Große Stille, keine Straßen. In der Nacht: Sternenhimmel.

Unsere einzigen Nachbarn waren ein junges Paar aus den Niederlanden, das ebenfalls einige Tage der Stille und Abgeschiedenheit suchte. Nachts war es vollkommen dunkel, keine Lichtverschmutzung, kein Verkehr – nur ein atemberaubender Sternenhimmel, wie man ihn in Mitteleuropa kaum noch findet. Eine Kuh war unser einziger Besucher 🙂

Besuch durch eine Kuh. Im Vordergrund: ein weiteres in Bau befindliches Tiny House – der Tourismus blüht, ist aber fern von Massentourismus. Im Hintergrund: unser VW Caddy, der uns auf der ganzen Balkantour gute Dienste leistet.

Lage & Umgebung

Die Unterkunft liegt unweit des kleinen Ortes Šavnik. Die Gemeinde ist nicht groß, bietet aber alles Notwendige: zwei kleine Supermärkte, einen Badesee und einige Restaurants. Das Tälchen ist von spektakulären Schluchten und Felsformationen umgeben. Schon die Anfahrt war ein Erlebnis: Die Straßen winden sich durch enge Schluchten, entlang tiefer Abgründe.

Nichts für schwache Nerven: abseits der Hauptstraßen findet man solche Bergstraßen. Beeindruckend aber auch angsteinflößend. Es geht 200 Meter grad nach unten am rechten Rand.

Es ist aufregend, gleichzeitig aber auch respekteinflößend. Fehler beim Fahren sollte man hier tunlichst vermeiden.

Montenegro
So sieht es fast überall aus. Einfach schön, einzigartig.

Wer die Region erkundet, versteht schnell, warum Montenegro “Crna Gora” – Schwarzer Berg – heißt. Wenn die Sonne am Abend tief steht, verwandeln sich die hellen Kalksteinmassive in dunkle, fast schwarze Silhouetten. Ein beeindruckendes Naturschauspiel.

Montenegro Bergstraße
Wir sind entsprechend langsam gefahren 🙂

Alltag zwischen Ruhe und Abenteuer

Das Leben hier oben verläuft ruhig und einfach. Man hört kaum etwas außer Wind, Kuhglocken und das Knistern des Kamins. Trotzdem wurde es nie langweilig: Die Gegend bietet viele Möglichkeiten für kleine Ausflüge.

Eines Morgens fanden wir eine Kuh im Garten, die offenbar beschlossen hatte, unser Tinyhouse als ihr neues Territorium zu betrachten. Ein anderes Mal begegneten wir einem Skorpion in der Unterkunft – in Montenegro nicht ungewöhnlich, aber dennoch kein angenehmer Besuch. Laut Einheimischen sind die Skorpione hier nicht lebensgefährlich, ihr Stich aber extrem schmerzhaft: Er soll sich anfühlen wie fünf gleichzeitige Bienenstiche.

Am Tag sind die Temperaturen angenehm bis warm, manchmal sogar heiß. Abends dagegen wird es schnell kalt, sodass der Kamin oder zumindest warme Kleidung ein Muss sind. Auch die überall vorhandenen Klimaanlagen können zum heizen verwendet werden. Der Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht ist auf dieser Höhe (rund 1000m) enorm.


Ausflüge in die Natur

Von der Oasis of Peace aus lassen sich mehrere Highlights des Landes bequem erreichen. Besonders beeindruckend war unser Tagesausflug in den Durmitor-Nationalpark, Heimat des höchsten Bergs Montenegros und UNESCO-Weltnaturerbe. Die Landschaft dort ist von dramatischer Schönheit: tiefe Schluchten, schroffe Gipfel, dichte Wälder und glasklare Bergseen.

Aussicht im Nationalpark Durmitor, wir sind auf rund 1500 Metern.

Nicht weit entfernt befindet sich die berühmte Đurđevića-Tara-Brücke, die spektakulär über die Tara-Schlucht führt. Der Blick in die Tiefe ist atemberaubend, die Brücke selbst ein Wahrzeichen des Landes. Auch für Adrenalinfreunde ist die Region spannend: An mehreren Stellen kann man Ziplining über die Schlucht ausprobieren.

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Preise, Infrastruktur & Einreise

Das Tinyhouse kostete rund 80 Euro pro Nacht – kein Schnäppchen, aber für die Ausstattung und Lage wahrscheinlich gerechtfertigt. Außerhalb der Saison oder an der Küste kann man in Montenegro jedoch deutlich günstiger wohnen. Später auf unserer Reise zahlten wir beispielsweise in Herceg Novi nur etwa 35 Euro pro Nacht für ein sauberes Apartment.

Die Natur ist nur schwer zu beschreiben. Fast überall gänzlich unberührt.

Generell sind die Preise in Montenegro etwas höher als in Serbien, aber immer noch deutlich unter westeuropäischem Niveau. Bezahlt wird überall mit Euro -obwohl Montenegro kein EU-Mitglied ist. Das Land strebt jedoch sichtlich danach: Überall sieht man EU-Fahnen und Initiativen zur Angleichung an europäische Standards.

Die Straßen sind in Montenegro erstaunlich gut ausgebaut, insbesondere im Vergleich zu Serbien. Auch die Fahrweise ist wesentlich entspannter. Selbstmörderische Überholmanöver, wie wir sie auf serbischen Landstraßen häufig beobachtet hatten, gab es hier kaum. Auffallend war auch, dass man deutlich weniger Straßengräber oder Unfallstellen sah – ein beruhigendes Zeichen.

Die Berge erscheinen oft “schwarz” – wahrscheinlich namensgebend für Montenegro.

Die Einreise nach Montenegro verlief völlig unkompliziert. An der Zollstation wurde lediglich kurz der Pass kontrolliert, die Autopapiere geprüft und ein Computerabgleich gemacht. EU-Bürger dürfen sich bis zu 90 Tage visumfrei im Land aufhalten.


Kultur, Menschen & Kulinarik

Die Menschen in Montenegro sind auffallend freundlich, hilfsbereit und entspannt. Vieles wirkt entschleunigt, fast mediterran gelassen. Vielleicht liegt das daran, dass viele Montenegriner noch immer weitgehend autark leben: Sie bauen ihr eigenes Gemüse an, halten Tiere oder betreiben kleine Touristenunterkünfte.

Eine interessante Pizza Calzone in Montenegro
Eine relative Interessante Pizza Calzone in Montenegro. Das Land hat viel Medditerrane Küche zu bieten – die Nähe Italiens über den Seeweg ist stürbar.

Obwohl das Land im Vergleich zu Mitteleuropa eher arm ist (durchschnittliches Nettoeinkommen ca. 900 Euro im Jahr 2025), merkt man davon im Alltag wenig. Alles wirkt relativ gepflegt, herzlich und bodenständig. Anders als in Teilen Serbiens sahen wir hier keine brennenden Müllberge oder verwahrlosten Straßenränder. Die Natur bleibt das größte Kapital des Landes – und sie wird offensichtlich geschützt.

Kulinarisch zeigt sich der Einfluss Italiens sehr deutlich: Es gibt überall Pizza und Pasta, dazu mediterrane Produkte wie gutes Olivenöl. Besonders fasziniert hat uns die Fülle an wilden Granatapfelbäumen. Im Oktober sind die Früchte reif, und man kann sie wortwörtlich am Straßenrand pflücken. Wir haben davon reichlich Gebrauch gemacht – die Granatäpfel wachsen hier wild und in Hülle und Fülle.

Granatäpfel gibt es in montenegro zur Erntezeit September bis November überall
Granatäpfel gibt es in Montenegro zur Erntezeit September bis November überall.

Fazit

Fünf Tage im montenegrinischen Hochgebirge reichen, um sich in dieses Land zu verlieben. Die Kombination aus unberührter Natur, freundlichen Menschen, gutem Essen und moderner, aber ruhiger Unterkunft war perfekt. Montenegro hat uns tief beeindruckt – nicht durch Luxus, sondern durch Authentizität.

Die Felsformationen, der Sternenhimmel, die friedliche Stille und die schwarzen Berge im Abendlicht bleiben unvergesslich. Wenn du Ruhe, Natur und authentische Erlebnisse suchst, ist das Hinterland Montenegros der perfekte Ort.

(Der zweite Teil unseres Reiseberichts führt an die Küste – nach Kotor und Herceg Novi, Budva)




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