Beograd – die Weiße Stadt im August
Einleitung
Ich habe acht unvergessliche Tage in Belgrad (serbisch: Београд Beo – weiß und Grad – Stadt) verbracht – im August, einer vergleichsweise ruhigen Zeit, denn viele Städter verbringen die Zeit der Hitze lieber auf dem Land. Die Lage unserer AirBnB-Wohnung im neuen „K Distrikt“, nahe der beeindruckenden hisorischen Festung Belgrades, bot einen idealen Ausgangspunkt für Erkundungen aber auch genügend Ruhe und Leistbarkeit – Cafés und Supermarkt und Apotheke in nächster Nähe. Die Wohnung bot eine Waschmaschine, Küche und war durchwegs sauber. Für 48€ am Tag wirklich gut.
Unser Tipp: Der Dumont Reiseführer Belgrad ist ein super Begleiter*
mit einer Bewertung von 4.3/5 schneidet er wirklich gut ab – für alle Infos, die Reisefroh.de nicht abdecken kann! 🙂
Das Wetter im August
Der August in Belgrad ist heiss, aber angenehm: Die sommerliche Hitze wird durch eine leichte Abendbrise gemildert, und der Rückgang des Besucheraufkommens sorgt für entspannte Städtereisen – keine überfüllten Straßenbahnen oder Touristen-Hotspots. Vielmehr verströmt die Stadt gar eine angenehme Leere, ungewöhnlich für eine Millionenstadt. Die Preise sind moderat, wer günstig Wohnen und Essen möchte, kommt in Belgrad wirklich gut zurecht.




Tipps zur Mobilität
Öffentliche Verkehrsmittel sind in Belgrad nicht immer zuverlässig. Ein Auto ist daher empfehlenswert. Uber gibt es nicht, dafür das moderne Pink Taxi, das sich als clevere Alternative etabliert hat. Einach im AppStore downloaden, die Einrichtung ist einfach. Für bequeme Essensbestellungen ist die Wolt-App ideal – schnell, günstig und überall verfügbar. Sie wird von den Beogradern stark verwendet, man sieht überal Wolt-Kuriere. Ein Grund könnte die relativ gute Leistbarkeit sein: es fallen selten mehr als 300 RS an, was ungefähr 2.7€ entspricht.
Karte

- Zemun und Zemun Tower, Donauufer
- Barokna Kapija (Historische Festung)
- Distrikt Living, wo wir gewohnt haben (siehe mehr bei Unterkunft)
- Botanischer Garten, einen Besuch wert
- Beli Dvori “Weisser Palast” im Neo-palladischen Stil, ehemalige Residenz des Prinzen
- Wiedererrichteter Avala Fernsehrturm, ikonische Brutalismus-Architektur, Wunderbare Aussicht
Novi Beograd, auf der linken Seite, mit 🙁 markiert, ist nicht sehenswert, da hauptsächlich durch Gewerbe und Vorstadtsiedlungen geprägt, die richtige Stadtseite ist eindeutig Beograd 🙂

Highlights & Kultur

Avala Fernsehturm
Das Wahrzeichen auf dem Berg Avala war eines der ersten, das im Video-Zeitalter zerstört und wiederaufgebaut wurde. Der alte Turm wurde 1999 während der NATO-Bombardierung zerstört; der Wiederaufbau begann am 21. Dezember 2006 und endete mit der Eröffnung am 21. April 2010. Der neue Turm ist 2 Meter höher (204,68 m) und beeindruckt durch seine moderne Brutalistische Architektur und Besuchereinrichtungen, darunter Restaurant, Ethno-Galerie und Outdoor-Angebote.

Der Eintritt ist mit 600 RS (ca 5€ leistbar), die Anreise ohne Auto gestaltet sich aber schwieriger beziehungsweise Langwiriger: Die Buslinie 401 fährt regelmäßig, die Fahrzeit beträgt Eine Stunde und 20 Minuten. Es lohnt sich dennoch: Der Turm ist ein Architektonisches Highlight des sogennanten Yugoslawischen Brutalismus. Die Beograder lieben ihren Turm und haben deshalb Teile der Wiedererrichtungskosten mittels sogenanter Avala-Konzerte vor 2006 finanziert. Auf der Aussichtsplattform gibt es gratis Ferngläser, selbstverständlich ist der Blick von dieser Höhe Atemberaubend.

Zemun & Donauufer

Ein Abend in Zemun ist wie ein Kurztrip nach Italien: Charmante Altbauten, der charakteristische Turm und eine Uferpromenade voller Atmosphäre laden zu Spaziergängen und kulinarischen Entdeckungen ein. Wir hatten einen netten Spaziergang, ein Baklava mit Cockat und später in einem Restaurant namens Toro-Grill Fisch und vegetarisch/vegane Beilagen wie gegrillte Paprika und Gemüse, Avjar. Nicht ganz günstig, aber für Mitteleuropäische Preise dann doch wieder günstig: ca 3500 Dinar, umgerechnet etwas über 30€.

Wissenswert: in Beograd fließt die Sava in die Donau. Die Sava sieht circa halb so breit aus, das unterschätzt aber massiv die Wassermengen: Die Donau ist viel tiefer und führt deshalb sagenhafte 25x soviel Wasser. Generell ist das Donauufer überall sehr angenehm, man kann Lastschiffen zusehen und das Wasser kühlt die Sommerhitze spürbar.
Kulinarik & Vegan und Vegetarisch
Für Vegetarier und Veganer hat Beograd erstaunlich viel zu bieten – das ist insofern Interessant weil uns die Serbische Küche als traditionell “schweres Fleisch gefüllt mit mehr Fleisch” beschrieben wurde – was aber natürlich so nicht stimmt. Man muss kein Cevapcici essen, es gibt zahlreiche gute Alternativen. Persönlich getestet haben wir die folgenden und für sehr gut befunden:
- Rau Urvan Vege – ein veganer Geheimtipp, wo wir ausgezeichnet gegessen haben. Von Hummus mit Falaffel zu Veganen Burgern oder asiatischen Spezialitäten und Veganen Desserts gibt es hier alles. Kostenpunkt: etwas teurer, aber leistbar. wir haben zu zweit für Burger und Vorspeise, Limonada rund 20€ gezahlt.
- Sweet & Green – Direkt im Distrikt Living, wo wir wohnten geleben bietet das Halb-Selbstbediente Lokal kreative, personalisierbare Salate, perfekt für vegane Ernährung. Äußerst günstig, die Salate sind dank nahrhafter beigaben wie geröstetem Tofu, Nüssen usw sättigen, kommen aber mit rund 7.5€ (ca 850 RS) günstig daher.
- Dank Wolt konntet ihr viele Optionen ganz einfach direkt liefern lassen. Günstige Lieferung, Trinkgeld nicht vergessen.
Trinkgeld: wird nicht erwartet (die Gehälter sind okay), angemessen sind 10%

Street Art & Yugo-Sozialismus-Charme
Die Stadt ist ein Kunstmuseum unter freiem Himmel: Alte Plattenbau-Blocks aus vergangenen Zeiten, überzogen mit Murals; Spuren des Yugo-Sozialismus, moderne Gebäude, und stellenweise sichtbare Kriegsschäden, etwa wenn man vom Flughafen kommend in die Stadt fährt fällt ein Großer Stahlbeton-Doppelturm auf dessen Linker Turm wohl bombadiert worden ist, auf. Wohl zu massiv um ihn abzureissen, dient er nun als Werbefläche und unfreiwilliges Mahnmal vor Krieg. Besonders auffällig: bunte Graffiti überall, politische Botschaften und studentische Protestsymbole.

Politisches Flair & Protestkultur
Der Aufstand gegen Korruption unter Präsident Vučić zeigt sich in roten Hand-Symbolen und “FCK SNS”-Schriftzügen die überall in der Stadt sichtbar sind, selbst wenn man sich dafür nicht interessiert ist es schwer zu ignorieren. Studentenproteste gegen Korruption, die seit November 2024 andauern – Auslöser war das Zusammenbrechen eines eigentlich frisch rennovierten Vordachs bei einer Zugstation mit 13 Todesopfern – , führten zu Generalstreiks, Fahrradtouren nach Strasbourg, Marathonläufen und massiver Unterstützung durch Künstler: ein tief verwurzelter Widerstand, sichtbar in der ganzen Stadt.
Botanischer Garten & Idiott Café
Mitten im Zentrum lädt der Botanische Garten zum Verweilen ein – Eintritt für günstige 250 Dinar. Ein grünes Refugium, laut schildern gesponsort (wie einige andere Kulturelle EInrichtungen) von der EU. Direkt daneben bietet das Idiott Café Cocktails und entspannte Atmosphäre, eine willkommene Abkühlung in der Sommerhitze. Wir sind dort ins Gespräch mit einem Wiener gekommen, der ursprünglich aus Beograd kommt. Sehr nette Menschen.

Crvena Zvezda Stadion – Roter Stern Belgrad
Legendär ist Serbiens größter und international erfolgreichster Club: FK Crvena Zvesda. Ein Besuch im Stadion war erschwinglich – nur etwa 12 € für ein Champions-League-Qualifikationsspiel gegen Paphos FC. Trotz Verletzung von Marko Arnautović, den ich als Österreich-Fan gerne gesehen hätte, war es als Fan ein Höhepunkt: leidenschaftliche Fans, faire Stimmung (Das konsequete Auspeifen der Gegner hörte aprupt auf, als klar war dass es sich um eine echte Verletzung handelte), laute Unterstützung – echt coole Fan-Choreografien.

Wie wichtig Roter Stern Belgrad für die Stadt ist sieht man anhand der überall sichtbaren Graffiti zum Gedenken an verstorbene Größen wie Saša Mihajlović.
Geschichte und Soziologie Belgrads
- Fast wie neu: McDonald’s kam erst 1996 nach Serbien – ein Zeichen dafür, wie spät globale Marken hier Einzug hielten. Die Gründe sind in den zahlreichen Yugoslavienkriegen zu verorten. Eine Öffnung gegenüber den Westen hatte nach Josep Bro Titós Tod und den darauffolgenden Kriegen kaum Relevanz.
- Politische Spannung: Anti-EU-Graffiti und nationalistisch-völkische Parolen begegnen dir – gleichzeitig dominieren aber antikorruptions- und studentenfreundliche Botschaften das Straßenbild. Die Alternative Szene Belgrads ist stark.
- Yugoslaviens liberaler Kommunismus: Anders als in vielen kommunistischen Diktaturen war Yugoslavien unter Tito immer als “liberal” bekannt. Das Zeigt sich in viel internationaler Kultur, offenheit gegenüber Dissenz und traditionell weniger Autoritären Polizei. Wenngleich das auch mit den Yugoslavienkriegen ein aprubtes Ende genommen hat.
- Donaumetropole: Die Stadt war in ihrer Geschichte stark umkämpft, wahlweise von Ottomanen oder Österreich-Ungarn beherrscht. Die beeindruckende Beograd-Festung gibt darüber ausschluss, wie wichtig die Stadt in der Geschichte Europas war – als Bastion vor den Ottomanen, als Kontroll- und Handelspunkt an der Donau.
Unterkunft

Wir haben ziemlich günstig im sogenannten K-Distrikt, einem neuen kleinen Stadtteil unweit der Festung gewohnt. Können das durchaus empfehlen.
Die Festung ist natürlich ein MUSS bei einem Beograd-Besuch. Die Stadt war historisch schwer umkämpft und wechselweise von Österreich-Ungarn oder den Ottomanen beherrscht.


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Aktivitäten & Geführte Touren
Hier eine Auswahl der bestbewertesten Aktivitäten und Touren in Belgrad.
Besonders empfehlenswert ist eine “Underground Belgrade” Tour inklusive einem Glas Wein*.
Wer das nächtliche Belgrad in einer geführten Pub-Crawl Tour erkunden will, wird hier fündig – gute Bewertungen!*
Fazit – Ich komme ganz sicher wieder!
Belgrad im August ist eine Stadt voller Kontraste: ruhige Momente im Botanischen Garten, politischer Puls auf Mauern und Plätzen, regenerierte Monuments wie der Avala Turm und historischer Flair in Zemun. Der Mix aus sozialistischer Architektur, pulsierender Street-Art und jugendlicher Energie macht Belgrad zu einem unvergleichlichen Reiseziel. Speziell für Roadtrips und Reisende mit geringem Budget ist die Stadt wirklich toll: hier kommt man voll auf seine Kosten.

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