Landestypische Köstlichkeiten in Europa
Bernard Miletic Profilbild reisefroh

Aromatisches aus regionalen Küchen, ein Festival der Nudel und eins des Spanferkels, Nachtisch, den man den ganzen Tag genießen könnte: Wer sich in Europa kulinarisch umtut, kommt aus dem Schwelgen und Genießen nicht heraus. Wir laden ein, einige bekannte und einige nicht so bekannte Spezialitäten aus verschiedenen Landesküchen zu kosten. Doch wohlgemerkt: In manchen Fällen erfordert das ein wenig Wagemut.

Finnbiff – ein Klassiker aus kalten Regionen

Hoch aus dem Norden Skandinaviens, von dort, wo Finnland an Norwegen grenzt, stammt ein Gericht, das in beiden Ländern geschätzt wird: Finnbiff, wie es in Norwegen heißt, oder poron paistia (finnisch) ist gebratenes Rentier. Meist wird das Fleisch in dünne Scheiben geschnitten und in Fett gebraten, gewürzt und in einem Sud aus Wasser, Rahm und/oder Bier weichgekocht. Charakteristisch ist der feine Wildgeschmack, der es in aromatischer Hinsicht zwischen Rind und Rotwild ansiedelt. Während in Norwegen dazu gerne Kartoffelpüree und Preiselbeeren serviert werden, bevorzugt man auf der anderen Seite der Grenze eingelegte Gurken als Beilage.

Calissons d’Aix – eins der 13 provenzalischen Desserts de Nöel

Die süßen Schnitten sind das ganze Jahr über erhältlich und schmecken nicht nur im Winter. Aber sie gehören zu einer Reihe von Süßspeisen, die in Südfrankreich traditionell zur Weihnachtszeit auf den Tisch kommen. Calissons d’Aix enthalten Mandelpuder, kandierte Melonen, Orangen, Zitronen und Clementinen sowie Orangenblütenwasser, Mandelaroma und Puderzucker. Der Teig wird auf Oblaten ausgestrichen und mandelförmig ausgestochen. Dann kommt noch eine zarte Zuckerglasur über jedes Calisson. Das Ergebnis? Ein überwältigender Geschmack in Form eines Gebäcks. Und Sehnsucht nach Aix-en-Provence, wo die Calissons vor über 500 Jahren erfunden wurden.

Kitron, der Nationallikör von Naxos

Ganze 2.000 Zedratbäume gibt es auf der Kykladeninsel Naxos im Süden der Ägäis. Aus den Blättern dieser Pflanze wird „Kitro Naxou“ hergestellt. Für diesen in den Varianten klar, grün und gelb erhältlichen Likör gilt, was sonst Las Vegas für sich beansprucht – Kitron aus Naxos bleibt auf Naxos. Wer ihn probieren möchte, dem bleibt nur eins: Ein Aufenthalt auf Naxos mit Verkostung in der Vallindras Distillery in Chalki. Am besten schmeckt der intensiv nach Zitrus duftende Kitron gut gekühlt nach einem würzigen Essen.

Black & White Puddings – der Stolz von Cork County

Eine deftige Schweinerei für Mutige: Was im Deutschen so unschön Blutwurst heißt, nennt sich im englischen Sprachraum beinahe zärtlich Black oder White Pudding. „Schwarz“ ist diese irische Delikatesse, wenn sie Schweineblut und -fett, Mehl, Hafergrütze, Zwiebeln und Fleisch enthält. Für die „weiße“ Variante ersetzt der Chef de Cuisine das Blut durch Schweineleber. Als Hochburg der besten Pudding-Köche gilt die Ortschaft Clonakilty im Cork. Die Puddings sind aber nicht die einzige Spezialität dieses beschaulichen Küstenstädtchens: Dort residiert auch die Clonakilty Whiskey Distillery.

Porchetta abruzzese – ein Fest dem Spanferkel

Die mittel-/süditalienische Region der Abruzzen gilt als touristisch längst noch nicht erschlossen. Und das, obwohl Spezialitäten und Produkte aus diesem Landesteil schon lange internationales Ansehen genießen – zum Beispiel diverse Trüffelsorten, Pecorino, Scamorza und Spaghetti oder Ragù all’arrabbiata. Italienweit bekannt ist das Porchetta-Festival, das alljährlich in mehreren Orten der Abruzzen stattfindet. Es steht ganz im Zeichen des Spanferkels, das zweimal gekocht, entbeint, kräftig gesalzen, mit Knoblauch, Rosmarin, Thymian, Fenchelkraut und anderen Kräutern der Region gefüllt schließlich langsam am Spieß geröstet wird. Porchetta in dieser schon seit mehr als 400 Jahren praktizierten Art der Zubereitung wurde als traditionelles italienisches Lebensmittel von kultureller Relevanz zertifiziert.

Fuzi – die historische Nudel Istriens

Das kleine Städtchen Zminj im Herzen der kroatischen Halbinsel ist alljährlich im Juli Schauplatz eines besonderen Pasta-Festivals: Die Fuzijada. widmet sich nicht dem Grundnahrungsmittel des westlichen Nachbarlandes. Stattdessen werden Koch-Workshops und Verkostungen für, von und mit Fuzi angeboten. Für diese regionstypische, in Kroatien und Slowenien zu findende Nudelform werden Rauten aus Nudelteig übereinandergelegt und in Bogenform gedrückt. Traditionell gibt es zu Fuzi eine mit Zwiebeln, Tomatenmark, Weißwein und Brühe zubereitete Kalbfleischsauce.

Norwegischer Lutefisk – ein „Geschenk“ der Wikinger

Getrockneter und in einer Lauge aus Buchen- oder Birkenasche rehydrierter Kabeljau mit der Konsistenz eines Wackelpuddings – das klingt genau nach dem, was er tut: Lutefisk (auch als Lyefish bekannt) polarisiert. Man liebt oder hasst ihn. Wie es die Legende will, verdankt sich seine Erfindung den brandschatzenden Horden der Wikinger, die unter anderem Gestelle mit getrocknetem Stockfisch anzündeten. Die brannten jedoch nicht ganz ab, und unter der bei den Löschbemühungen nass gewordenen Asche entdeckten die zurückkehrenden Dorfbewohner Essbares. Um Lutefisk richtig zu genießen, braucht es Salzkartoffeln, Erbsenpüree, gebratenen Speck und reichlich Aquavit.

Schilcherrahmsuppe mit Stangerl – mehr Steiermark in einer Mahlzeit geht nicht

Auf dem Umweg über das Süppchen zum Steirer Wein: Schilcher, ein Rosé aus der Weinbauregion Steiermark, ist manchem unbedarftem Neuling schlicht zu sauer. Wir schlagen also vor, sich dem in der Region auch als „Hemdenspreizer“ bekannten Rebensaft zunächst in Form der Schilcherrahmsuppe zu nähern. Die legierte Rahmsuppe wird mit Muskatnuss und Zimt gewürzt und kommt mit Kräutern garniert auf den Tisch. Dazu schmecken Bätterteigstangerl, in die vor dem Backen entweder geriebene Kürbiskerne und Speckstreifen oder Käferbohnenmus eingedreht wurden.

Danziger Pierogi

Streng genommen, sind die gefüllten Knödel oder Teigtaschen namens Pierogi (auch Piroggen) eine in ganz Osteuropa und bis nach Finnland verbreitete Köstlichkeit. Die Danziger Pierogi haben es immerhin zu solcher Berühmtheit gebracht, dass manche Reiseunternehmen eine „Teigtaschentour“ durch die Pommersche Hauptstadt anbieten. Die mehr oder weniger flachen Knödel aus Hefe-, Blätter- oder Nudelteig werden üblicherweise ohne Sauce aufgetischt. Dank ihres nicht eben schlanken Teigs und der üppigen Füllung – zum Beispiel mit Sauerkraut und Pilzen, Hühnchenbrust und Rosinen und so fort – eignen sie sich trotzdem fürs Sattessen. Oder zum Nachtisch, klassisch mit Heidelbeer- oder Erdbeerfüllung in Sauerrahm.

Portugiesische Seligkeit: Pastéis de Nata und ein Glas Port

Dass das kleine Land im Westen der iberischen Halbinsel neben Portwein auch wunderbare Weiß- und Rotweine sowie Rosés hervorbringt, ist dankenswerter Weise kein Geheimnis mehr. Vor einigen Jahrzenten sah dies noch anders aus. Aber heutzutage wissen Weinkenner ganz genau, dass aus Anbaugebieten in Portugal Frische gepaart mit hohen Qualitätsstandards erwartet werden kann.

Die typischen Desserts des Landes allerdings rufen geradezu nach dem herrlichen Süßwein. Im Lissaboner Stadtteil Belém beispielsweise sind Pastéis de Nata zu Hause. Die mit Sahnepudding gefüllten Blätterteigtörtchen wurden (natürlich) in einem Kloster erfunden und mauserten sich schnell zur nationalen Spezialität. Göttlich schmecken sie bestreut mit Zimt und Zucker und flankiert von einem guten Glas Port.

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Millionaire Shortbread – wenn Schottland schwelgt

Die Schotten, so heißt es, haben das Shortbread erfunden – diese süchtig machenden, schweren Mürbeteigkekse aus Mehl, Butter und Zucker. Offensichtlich hatte eine Hausfrau, ein Bäcker oder ein Konditor genug von der sprichwörtlichen Sparsamkeit und kreierte das Millionaire Shortbread. Diese bombastische Variante des Klassikers punktet mit einer dünnen Schicht Karamell über dem Keks. Gekrönt wird die Süßigkeit von einem dickem Überzug aus schmelzender Milchschokolade. Unbedingt frisch probieren, also im Café oder direkt aus der Bäckerei!

Allerlei Aal im südlichen Schweden

Die Küche Schwedens zeichnet sich durch ein zeitgemäßes Neben- und Miteinander von traditionellen Gerichten und moderner Philosophie der Nachhaltigkeit aus. Der Aalfang beispielsweise gehört zum kulturellen Erbe von Skåne („Schonen“ in deutscher Schreibweise). Weil die Bestände jedoch drastisch zurückgingen, darf der Speisefisch nur noch an drei Monaten im Jahr gefangen – genauer: ausschließlich geangelt – werden. Ende August bis Mitte Herbst finden überall an der Küste die Ålagille statt. Bei diesen „Aalfesten“ wird der Fisch in zahlreichen Zubereitungsarten angeboten, gesalzen, eingelegt, auf verschiedene Weisen geräuchert, frittiert, in Form von Aalsuppe oder als Aalgulasch. Klassische Beilagen sind Roggenbrot oder Kartoffelstampf; traditionsgemäß gehört auch ordentlich Schnaps dazu.

Schweizer Jura: Saucisse d’Ajoie – Hot Dog für Gourmets

Was passt zu Rösti? Natürlich, Lachs mit Meerrettichsahne und Salat. Gähn. Spannender wird’s nach Art der Westschweiz: Im Kanton Jura macht sich die knusprige Kartoffelspezialität genial als Unterlage für dicke Scheiben gekochter Saucisse d’Ajoie. Die Wurst mit dem feinen Kümmelaroma ist IGP-zertifiziert (Indication Géographique Protégée = geschützte Herkunftsbezeichnung). Sie darf ausschließlich im Bezirk Porrentruy hergestellt werden – und sie gilt nur als echt, wenn alle Zutaten aus der Region stammen. Sie wird gegrillt, gebraten oder eben gekocht gegessen. Besonderes Highlight: Hot Dog mit allem – nur ohne Würstchen, stattdessen mit Saucisse d’Ajoie.

Pescaíto frito – würziger Imbiss an Andalusiens Stränden

Frittierter Frisch a la manera de Málaga braucht nur zwei Zutaten: Aceite de oliva virgen extra (Olivenöl extra vergine) und guten Fisch. Bei dem allerdings kommt es mehr auf die Frische und nicht so sehr auf die Sorte an: In den Strandlokalen im Süden Spaniens werden hauptsächlich Sardellen, kleine Calamares und Sepie sowie Meerbarben angeboten. Beilagen? Schon möglich, unentbehrlich aber sind nur Zitronenachtel, die gerne auch schon direkt ins Frittieröl ausgepresst werden. Eine leichte Zwischenmahlzeit, die nicht schwer im Magen liegt und auf die abendliche Paella einstimmt.

Wir hoffen unsere Empfehlungen und Tipps für die landestypischen Köstlichkeiten Europas haben Dir geholfen. Bereitest Du gerade Deine kulinarische Reise vor oder hast es schon hinter Dir? Haben wir etwas vergessen? Wir freuen uns auf Deinen Kommentar!

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